Umstrittene Organisation soll in Hannover auf Immobiliensuche sein

HANNOVER. Mit angeblichen Expansionsplänen in der Landeshauptstadt machte Scientology schon öfter Schlagzeilen. Der Verfassungsschutz sieht es gelassen.

Erleuchtung sieht anders aus. In Hannovers Odeonstraße muss sich Scientology mit Räumen in einem tristen Häuserblock begnügen. Laufkundschaft, die man gewinnen könnte, gibt es dort nicht. Das Viertel liegt in Bahnhofsnähe und ist doch isoliert. SPD und Grüne haben hier ihre Büros, Drogenberatung und Verbraucherschützer auch.

"Jede Kirche sucht weltweit größere Gebäude wie in Berlin und Hamburg", sagt Scientology-Mann Jürg Stettler aus der Münchener Vertretung der Organisation. Mit "Kirche" meint Scientology sich selbst. Und über die Räume in der Odeonstraße, laut Scientology rund 300 Quadratmeter, sagt Christine Richter von Scientology Hannover: "Das ist zu klein, wir haben viele Anfragen."

Dass Scientology nun gezielt Großgebäude an Ausfallstraßen sucht, weil im Zentrum nichts zu holen sei, bestätigt Stettler nicht. Konkrete Pläne gebe es nicht, längerfristig sei eine Veränderung aber schon ein Ziel, sagt er. Angebote gebe es, aber Makler wollten keinesfalls in die Schusslinie geraten.

Der Verfassungsschutz wirft Scientology vor, ein totalitäres Herrschaftssystem durchsetzen zu wollen, im niedersächsischen Verfassungsschutzbericht ist der Organisation ein eigenes Kapitel gewidmet. Im Internet bietet der Verfassungsschutz zudem eine Telefonnummer für Aussteiger an. Scientology spricht von Diskriminierung, auch wenn Aussteigerberichte dem Ruf immer wieder verheerend schaden.

"Man sieht und hört nach außen nichts", sagt Niedersachsens Verfassungsschutz-Präsident Günter Heiß über die aktuellen Aktivitäten von Scientology in Hannover. "Wenn die ein gutes Objekt in der Innenstadt finden, kann ich mir aber schon vorstellen, dass der eine oder andere Besucher da auch reingeht", sagt Heiß. Und das ist wohl keine Perspektive, die den Verfassungsschützern gefiele.

In der großen Münchner Vertretung gibt man auch zu bedenken, dass Hannover ein kleiner Standort sei, mit Berlin oder Hamburg nicht zu vergleichen. So gesehen wäre ein repräsentativer Immobilienkauf, gelänge er denn, bestimmt ein besonderer Coup. "Die Pläne wurden bisher nicht umgesetzt", heißt es lapidar im jüngsten Verfassungsschutzbericht.