Braunschweig. Was tun gegen Diebe auf dem Weihnachtsmarkt und Internet-Abzocke beim Geschenkkauf? Die Braunschweiger Polizei klärt auf über gängige Betrugsmaschen.

In der Vorweihnachtszeit kommt es besonders häufig zu Betrügereien – sowohl im Internet als auch auf dem Weihnachtsmarkt. In Goslar wurde nun zum ersten Mal eine vorübergehende, zusätzliche Polizeidienstelle eingerichtet. Dort sind Beamtinnen und Beamten des Einsatz- und Streifendienstes, Kontaktbeamte und der Ordnungsdienst der Stadt vor allem in Hochphasen direkt am Weihnachtsmarkt ständig präsent, berichtet Polizeisprecher Tobias Brych unserer Zeitung.

Derlei sei für den Weihnachtsmarkt in Braunschweig nicht nötig, teilt Dirk Oppermann mit, Pressesprecher der Polizeiinspektion Braunschweig. Die Polizeiwache ist nur zwei Minuten zu Fuß entfernt und grenzt quasi an den Markt. Nichtsdestotrotz seien dort ständig Fußstreifen vor Ort, die die Leute ansprechen und sie etwa auf ein ungünstig sitzendes Portemonnaie hinwiesen. Die Beamten geben den Passanten Tipps, wie sie es besser machen können.

Taschendiebe sind auf Weihnachtsmärkten unterwegs – mit diesen Maschen

Gerade in unübersichtlichen Situationen sei erhöhte Aufmerksamkeit gefragt. So zum Beispiel beim Anrempeln, Drängeln oder auch wenn jemand so tut, als hätte er die Kleidung des ausgewählten Opfers beschmutzt, um ihn hinterrücks zu bestehlen. „Eine beliebte Masche auf dem Weihnachtsmarkt“, weiß Oppermann. Egal, ob es der auf die Hose gekippte Glühwein oder der an die Jacke geschmierte Senf einer Bratwurst ist – der Täter ist einfallsreich und sucht einen Vorwand, den anderen zu berühren. Wenn er dann mit großen Bewegungen an der Kleidung herumreibt, sei das Opfer zu abgelenkt, um zu bemerken, dass ihm gerade die Geldbörse aus der Jacke gezogen wird.

Die Braunschweiger Polizei rät: Nur das Notwendigste an Bargeld und Zahlungskarten mitnehmen, Bankkarten niemals gemeinsam mit Bankdaten aufbewahren. Die Zahlungsmittel seien geschützter, wenn sie körpernah getragen werden. Hand- oder Umhängetaschen sollten geschlossen und mit der Verschlussseite zum Körper getragen werden. Taschen sollten allgemein nicht unbeaufsichtigt abgestellt werden.

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Das Ansprechen von alkoholisierten Personen sei ein üblicher Trick von Taschendieben. Oppermann: „Meist treten die Täter dabei zu zweit auf.“ Dann suchten sie sich jemanden aus, der ein paar Glühwein zu viel hatte, und „machen auf gut Freund“. Der eine gibt High-Five, der andere klopft dem Alkoholisierten überschwänglich auf die Schulter und drückt ihn. Und schwups ist das Portemonnaie weg.

Achtung ist auch in Bussen und Bahnen bei Personen geboten, die eng hinter einem stehen. Diebe wählen gut besuchte Haltestellen, wie etwa am belebten Bohlweg. Da sei es relativ einfach, schnell mal in die Tasche zu fassen. Gern würden Kriminelle auch älteren Menschen „helfen“: „Sie stellen ihren Rollator in den Bus. Ungeahnt, dass danach plötzlich der Geldbeutel fehlt“, berichtet der Polizeisprecher.

Geschenke-Shopping: Augen auf beim Online-Kauf!

Vorsicht geboten ist ebenso vor Fake-Shops im Internet. Dort sei zwar derzeit keine signifikante Steigerung zu beobachten, berichtet Oppermann. Dennoch sollten Online-Käufer auf der Hut sein: „Fake-Shop-Seiten können im Vorfeld einer Bestellung eventuell daran erkannt werden, dass der Warenpreis erheblich günstiger als auf Portalen ist“, erklärt er. Er rät bei sehr günstigen Angeboten in Verbindung mit Vorkasse: „Bewertungen des Shops und Hinweise im Internet zum Shop beachten“. Grundsätzlich sei bei Fake-Shops kein Käuferschutz, etwa über Paypal, möglich – im Gegenteil. Der Preis soll per Vorkasse entrichtet werden. Auf der Internetseite der niedersächsischen Verbraucherzentrale finden Nutzer ein interaktives Tool, das helfen soll, solche fingierten Seiten zu enttarnen.

Vor allem bei den Kleinanzeigen-Portalen verzeichne die Polizei einen Anstieg krimineller Aktivitäten. Dort werden gehäuft Waren angeboten, die nach Überweisung des Geldes dann nicht verschickt werden. Häufig, so Oppermann, würden diese Taten jedoch erst im neuen Jahr angezeigt werden – viele Kunden hoffen bis zuletzt auf eine Lieferung. „Generell gilt: Wenn etwas zu schön ist, um wahr zu sein, dann ist es vermutlich nicht wahr“, sagt Oppermann. Bei Kleinanzeigen sei es am sichersten, die Ware selbst abzuholen.

Und wenn es doch passiert ist? Oppermann rät, bei der eigenen Bank den sofortigen Rückruf einzuleiten. Zudem sollte Anzeige erstattet werden. Und damit könnte es noch lange nicht getan sein: Betroffene sollten außerdem aufmerksam und regelmäßig die weiteren Aktivitäten auf dem eigenen Konto beobachten, da die Täter im Besitz der Bankdaten sein könnten. Stellt der oder die Betroffene eine weitere Unregelmäßigkeit fest, sollte das Konto umgehend gesperrt werden.

Viele Betroffene zeigen Diebstähle nicht an

Wer einmal Opfer einer solchen Straftat geworden ist, fühlt sich meist schlecht. „Je nachdem, wie viel im Portemonnaie war, ist das Elend natürlich umso größer“, weiß Günter Koschig, Leiter der Außenstelle des Weißen Rings in Goslar. Der gemeinnützige Verein unterstützt Kriminalitätsopfer und trägt mit präventiven Maßnahmen zur Verhütung von Straftaten bei. „Bei denjenigen, die gerade für die Liebsten Weihnachtsgeschenke für das Geld kaufen wollten, und die sowieso schon nicht viel auf dem Konto haben, fällt solch ein Diebstahl noch viel höher ins Gewicht“, bemerkt Koschig. Und in Zeiten der Energiepreiserhöhung fehle das Geld sowieso schon mehr denn je.

„Wenn dann vom Monatslohn nichts mehr übrig ist, trifft solch ein Diebstahl das Opfer besonders hart“, gibt er zu bedenken. Es gebe auch Menschen, die solch einen Taschendiebstahl gar nicht erst anzeigten – vor Scham und aus Angst, von anderen verspottet zu werden. „Man braucht schon eine gewisse Stärke, zuzugeben, dass man beraubt wurde, und dies auch anzuzeigen“, so Koschig.

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Mit Kampagnen wie „Sei stark, hol dir Hilfe!“ will die Hilfsorganisation mit prominenten Gesichtern für mehr Mut werben. Die Tipps der Polizei gelten nicht nur in der Vorweihnachtszeit, sondern auch ganzjährig zum Beispiel in Supermärkten. Auch hier gebe es eine Häufung von Diebstählen aus Taschen, die an Einkaufswagen oder Rollatoren gehängt werden. „Wurden Sie bestohlen, zögern Sie nicht und rufen Sie sofort den Notruf der Polizei unter 110“, empfiehlt die Polizei.