Braunschweig. Bei der „Cosplay Convention“ in den Schloss-Arkaden stehen Figuren aus Star Wars, Zelda und Anime auf der Bühne. Ein Braunschweiger ist Szene-Star.

Ein „Transformer“, ein Auto auf zwei Beinen, läuft am verglasten Geländer neben der Rolltreppe entlang. Eine Gruppe von „Mandalorianern“, einem Soldaten-Clan aus „Star Wars“ bringt sich in Stellung, eine Prinzessin mit Fellohren grüßt im Untergeschoss vor ihrem Stand. Ein ganz normaler Freitagnachmittag in den Schloss-Arkaden in Braunschweig?

Fast, denn an diesem Freitag und auch am heutigen Samstag, 17. Juni, ist eine „Cosplay Convention“ in dem Einkaufszentrum zu Gast. Die „Kostümspiel-Zusammenkunft“ – so die wörtliche Übersetzung aus dem Englischen, lockte zahlreiche Besucher an, nicht wenige davon selbst kostümiert. Die Vorlagen sind Figuren aus Anime (japanische Trickfilme), Comics, Videospielen, Filmen und allem, was die - meist japanische oder US-amerikanische – Popkultur hergibt.

Beim „Cosplay“ sind die Verkleidungen jedoch nicht närrisch wie beim Karneval, sondern möglichst hochwertig selbstgefertigt. „Es ist in vielerlei Hinsicht ein Handwerk. Die Kostüme werden genäht oder gebastelt“, sagt Nastassja Köhler, welche die „Convention“ im Auftrag der Schloss-Arkaden veranstaltet. Dafür hat sie ein Bühnenprogramm mit Cosplayern, die Tipps zu ihren Verkleidungen geben, Fragespielen und Interviews mit Star-Gästen organisiert. Hinzu kommen zahlreiche Ständebetreiber, Zeichner und Bastler.

„Cosplay“ bringt durchs Basteln und Gestalten zusammen

Wobei „basteln“, etwas untertrieben ist, kommen doch einige der Schilde, Stäbe und Rüstungsteile aus dem 3-D-Drucker, sind also quasi programmiert. „Die deutsche Cosplay-Szene arbeitet da sehr professionell, obwohl die meisten das als Hobby machen“, sagt sie.

Achtung, Transformers in den Schlossarkaden! Ein echter Hingucker bei der Cosplay-Convention in den Schlossarkaden.
Achtung, Transformers in den Schlossarkaden! Ein echter Hingucker bei der Cosplay-Convention in den Schlossarkaden. © regios24 | Stefan Lohmann

An einem Stand wartet Sabrina, Künstlername „Jumeira“, quasi als lebendiger Beweis dafür: Sie arbeitet eigentlich auf einer Windparkanlage in der Nordsee in Vollzeit. „Cosplay kommt als Hobby obendrauf“, sagt sie. Mit ihrem mittelalterlich angehauchten bordeauxroten Prinzessinnen-Kostüm mit zahlreichen Stickereien und einer Krone mit Fellohren ist sie das verwunschene Maskottchen der „Convention“. Bei Instagram verfolgen fast 100.000 Menschen ihre Kostümkreationen.

Michal Kipp und seine Cosplayer-Mitstreiter haben sich voll und ganz dem Thema Star Wars verschrieben.
Michal Kipp und seine Cosplayer-Mitstreiter haben sich voll und ganz dem Thema Star Wars verschrieben. © regios24 | Stefan Lohmann

Nebenan beim Supermarkt im Untergeschoss steht die eingangs erwähnte Gruppe „Mandalorianer“, die Figuren stammen aus dem „Star Wars“-Universum und bekamen vor ein paar Jahren von Disney eine eigene Serie gewidmet. Die Menschen unter den charakteristischen Helmen mit T-förmigen Visier stammen allesamt aus Braunschweig. „Wir haben uns durch das Gestalten der Cosplay-Kostüme auf Veranstaltungen immer wieder getroffen, erst danach haben wir gemerkt, dass wir alle aus Braunschweig stammen“, fasst Chantal Judisch die Gruppengeschichte zusammen. Judisch, im Kostüm mit grüner Farbe auf der Haut, verkörpert den „Star Wars“-Charakter „Numa“.

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Braunschweiger Schauspieler und Synchronsprecher in der Szene bekannt

Cosplay und vor allem sein handwerklicher Aspekt verbindet sie. „Wir hätten uns sonst nie in der Konstellation getroffen“, sagt Mandalorianerin Anni. In der insgesamt zwölfköpfigen Gruppe seien vom Schweißer über die Social-Media-Redakteurin und einen Bundespolizisten unterschiedliche Berufsgruppen vertreten. Sie nennen sich „Tuskcat Clan“, Wappen ist die „Tuskcat“, eine Art Säbelzahntiger aus dem „Star Wars“-Universum. Sie sei dem Braunschweiger Löwen am ähnlichsten gewesen, erklärt die Gruppe die Wahl.

Auf der Bühne der Convention, aufgebaut nahe des Haupteingangs, gibt Marios Gavrilis ein Interview für die „Cosplay“-Fans. Der Schauspieler und Synchronsprecher ist bekannt als deutsche Stimme zahlreicher im Cosplay nachgestellten Figuren, wie dem Superhelden „Batman“, dem Affen „Donkey Kong“ (Super Mario) oder Pirat „Katakuri“ (One Piece).

Abseits der animierten Charaktere steht er selbst vor der Kamera oder ist die deutsche Stimme von Jaime Lorente (u.a. „Denver“ in Haus des Geldes). „Ich finde es erstaunlich, wie groß die Cosplay-Szene auch hier in Braunschweig geworden ist. Animes kennt mittlerweile jeder“, sagt er zu unserer Zeitung vor dem Auftritt. Er selbst wird auch gerne mal auf der Straße in Berlin und Braunschweig erkannt und angesprochen.

Schauspieler und Synchronsprecher Marios Gavrilis gab auf der Braunschweiger Cosplay-Convention ein Interview für die Fans.
Schauspieler und Synchronsprecher Marios Gavrilis gab auf der Braunschweiger Cosplay-Convention ein Interview für die Fans. © regios24 | Stefan Lohmann

Ganz ohne Kommerz kommt so eine „Convention“ im Einkaufszentrum natürlich nicht aus: So säumen sich auf den Gängen im Untergeschoss die Stände mit Fan-Artikeln zu Serien, Filmen und Video-Spielen, asiatischer Importware. Doch auch hier ist wieder Handgemachtes dabei. Etwa am Stand von Fenit von Umbra. Die HBK-Studierende mit eingetragenem Künstlernamen bietet dort handgefertigte Teufelshörner für Verkleidungen an. „Ich verdiene mir so mit meinem Hobby etwas neben dem Studium dazu“, sagt sie.

Ein bunter Catwalk mit Charakteren aus „Zelda“, „League of Legends“ und Co.

Dann wird es plötzlich laut. Unweit des Haupteingangs der Arkaden beginnt der etwas andere „Catwalk“ als Teil des Bühnenprogramms: Zu epischer Musik laufen die Teilnehmerinnen und Teilnehmer an einem „Cosplay-Wettbewerb“, um ihre Kostüme vorzustellen. Da ist alles dabei: Von einem Pestdoktor mit Schnabelmaske bis hin zu Figuren aus „League of Legends“ (Videospiel), „Yu-Gi-Oh“ (Serie) und – wie könnte es anders sein: „Star Wars“. Eine bunteres Schaulaufen hat Braunschweig jenseits des Schoduvels selten gesehen.

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Am heutigen Samstag dann geht das Programm weiter. Auch ein Sieger des „Cosplay“-Kostümwettbewerbs soll noch gekürt werden. „Wir haben ein 10-Punkte-System für Kategorien wie Nähen, „Craften“ (Handwerk) und „Performance“ (Auftreten)“, sagt Veranstalterin Nasstasja Köhler.