„Ich glaube nicht, dass bösartige Auseinandersetzungen die Leute langfristig fesseln würden.“

Wen soll ich am Sonntag bloß wählen? Armin Kornbock, Annalena Laschmann oder doch lieber Kaspar Weilscholz?

Pardon für diese Namensblödelei, aber ich wundere mich darüber, wie viele intelligente Menschen dauernd Bundestagswahl und Kommunalwahl verwechseln. Warum eigentlich? Weil das alles so kompliziert ist? Weil der Wahlkampf so langweilig ist? Weil es sie halt doch nicht richtig interessiert?

Der Reihe nach: So irre kompliziert ist das mit den Wahlen gar nicht. Steuererklärung, Impfnachweis, Handspiel-Regel – die Sachlage in anderen Bereichen ist keineswegs übersichtlicher. Noch weniger zieht aus meiner Sicht das Langeweile-Argument. Ich glaube nicht, dass – lokal oder im Bund – noch stärker personalisierte, emotionalisierte und bösartige Auseinandersetzungen die Leute langfristig fesseln würden. Gut, dass es einigermaßen nüchtern zugeht. Die Lage ist an sich schon kribbelig. Es geht darum, wer die nächste Bundesregierung anführt! Nebenher geht’s um die politische Geographie unseres Landes. Ist eigentlich allen klar, dass die AfD laut Umfragen am Sonntag in Sachsen, Thüringen und Sachsen-Anhalt die stärkste Partei wird?

Und das Interesse? Die Zeiten, in denen „man“ sich für Politik zu interessieren (oder zumindest diesen Eindruck zu erwecken) hatte, sind vorbei. Charismatische Anführer sind (zum Glück?) nicht in Sicht. Es bleibt nur die Hoffnung, dass die wirklich großen Zukunftsthemen von immer mehr, von möglichst vielen Menschen als relevant erkannt werden. Weil eben doch nicht alles egal ist. Weil es wichtig ist, wer im Rathaus die Macht hat und wer im Kanzleramt. Wie gut, dass wir am Sonntag gleich über beide Fragen abstimmen können.