Alle Leserbriefe beziehen sich auf unsere Berichterstattung über den Rücktritt Mesut Özils aus der deutschen Fußball-Nationalmannschaft:

Özil ist eine tragische Figur, trotz seiner Millionen oder gerade wegen dieser und seiner Berater: Dieser Deutsche, der in Gelsenkirchen die Schule besucht hat, scheint im Geschichtsunterricht geschlafen bzw. mehr an seine fußballerische Zukunft gedacht zu haben. Die Entwicklung vom Mittelalter über die Reformation, Dreißigjährigen Krieg, Aufklärung, Menschenrechtsformulierung und deren Einarbeitung in die Grundlagen für demokratische Verfassungen wie unser Grundgesetz ist wohl gänzlich an ihm vorbeigerauscht. Er huldigt dem Staatsoberhaupt Erdogan seiner Vorfahren, der unsere menschenrechtsorientierte Sichtweise missachtet. Özils Berater fädelten offenbar den bekannten Fototermin aus durchsichtigen politischen Gründen ein. Jetzt, nach einem Sturm von Nachfragen und permanentem Schweigen, sind sich dieselben Berater nicht zu schade, eine Rassismusdebatte anzuschieben. Dieses Ablenkungsmanöver ist wieder genauso durchsichtig politisch. Özil sollte weiter Fußball spielen und weiter nichts!

Henning Habekost, Braunschweig

Der Rassismus-Vorwurf ist absurd

Es ist kritiklos zu akzeptieren, wenn Mesut Özil den Fußball als internationalen Sport sieht und er nur als Fußballer gemessen werden will. Aber er vergisst wohl, dass sich Sportler oft in nationalen Wettkämpfen messen und dabei auch ihre Länder repräsentieren. Und wenn er nun den bestehenden Konflikt zwischen Erdogan und Deutschland gegen die überwiegende Mehrheit der Deutschen für sich interpretiert, so ist auch das zu respektieren. Allerdings kann er so Deutschland nicht repräsentieren, und sein Rücktritt bzw. Ausschluss ist eine logische Konsequenz. Özil fordert völlig zu Recht Respekt vor seiner Liebe zum Land seiner Väter, dann aber muss er nach seinem umstrittenen Erdogan-Foto zumindest auch Verständnis für patriotische Reaktionen in Deutschland zeigen, wie es Gündogan getan hat. Aber nun Rassismus ins Feld zu führen, ist völlig absurd und unerträglich. Denn nicht, dass Özil Türke ist, hat Unruhe in die Mannschaft gebracht, sondern sein Handeln, das ihn, wie jeden anderen Deutschen auch, als Mitglied der deutschen Nationalmannschaft disqualifiziert.

Meinhard Funk, Salzgitter

Özil verharmlost den tatsächlichen Rassismus

Einmal abgesehen von der verheerenden Konsequenz-Haltung des deutschen Fußballbundes anderen und sich selbst gegenüber: Wer sich als deutscher Staatsbürger versteht und sich mit zusammengekniffenen Lippen der Nationalhymne bei internationalen Begegnungen stets verweigert, ist sich seiner Vorbildfunktion sehr wohl bewusst und weiß, was er tut. Einigkeit und Recht und Freiheit… Genau das tritt Erdogan mit Füßen, dem Özil medienwirksam huldigte. Als Begründung für seinen Rücktritt dann gerade Deutschen gegenüber den Totschlag-Vorwurf Rassismus zu verwenden, ist dumm und gefährlich. Denn er verharmlost den tatsächlichen Rassismus und seine Vorzeichen, denen wir mit aller Entschiedenheit stets begegnen müssen.

Johannes Hübner, Salzgitter

Özil sollte sich wenigstens schämen

Täglich wird über die unbeschreibliche Not und über das Elend berichtet, das viele Menschen zu erleiden haben. Sei es durch Naturkatastrophen, unsinnige Kriege oder andere Ereignisse.

In dieses Bild passen die Feststellungen eines 29-jährigen Multimillionärs Mesut Özil, der sein Geld mit Fußballspielen und auch mit Hilfe der deutschen Nationalmannschaft verdient hat. Wenn ich die Berichte über seine angeblichen Aussagen lese, dann tut mir der Mann unglaublich leid. Wenn Özil noch einen Funken Ehrgefühl besitzt, dann sollte er sich wenigstens schämen.

Jürgen Klauenberg, Braunschweig

Merkels Glückwünsche an Erdogan sind schlimmer

Man kann Herrn Özil (oder seinem Berater) nur gratulieren: Er hat den medialen Sturm im Wasserglas einer zunehmend

hysterischen Öffentlichkeit abgewartet. Das entsprach einer Gelassenheit von Merkelscher Qualität. Warum darf sich

ein junger Fußballer eigentlich nicht mit einem Präsidenten ablichten lassen, wenn unsere Kanzlerin eben diesem Kollegen

nach jeder Wahl und niedergeschlagenem Aufstand ohne jede Einschränkung gratuliert? Diese Gratulationen sind der

größere Skandal.

Hans-Jürgen Markworth, Braunschweig

Das Foto ist ein Statement für Erdogan

Man muss hier zunächst einmal trennen. Der Fußballer Özil hat als erstes für den Fußball Gutes geleistet. Dafür hat er, wie andere auch, gutes Geld verdient. Bei der WM hat er, genau wie andere, versagt. Gemeinsam mit seinen Äußerungen stellt das Foto aber ein klares Statement für Erdogan und seine Politik dar. Zu behaupten, das Bild stelle keine Politik dar, ist meiner Meinung nach klar gelogen. Es gibt meiner Meinung nach nur zwei Möglichkeiten für Özils Aussage: Entweder ist er saudumm oder er hat in seinem Fußballerleben zu viele Kopfbälle gemacht.

Frank Sieverling, Braunschweig

Özil hat immer nur für sich gespielt

Man muss kein Rassist oder Nationalist sein, um eine Meinung zum Fußballer Mesut Özil zu haben. Gern sehe ich mir Spiele unserer Fußballnationalmannschaft an und habe deshalb auch Mesut Özil oft gesehen. Es drängte mir sich immer der Gedanke auf, dass Özil nie für Deutschland, sondern immer für sich selbst spielte. Das zeigt er sehr deutlich beim Abspielen der deutschen Nationalhymne. Die Nationalmannschaft ist für ihn nur eine Plattform der eigenen Wertsteigerung. Die Episode Erdogan will ich in diese Bewertung nicht einbeziehen, weil ich meine Meinung schon vor diesem Ereignis hatte!

Lothar Rutzen, Braunschweig