„Aber was Europa nun braucht, ist ein starkes Signal der Solidarität.“

Der deutschen Wirtschaft stehen harte Zeiten bevor. Das haben nun auch die führenden Konjunktur-Forschungsinstitute bescheinigt: Um 4,2 Prozent bricht demnach das Wachstum im laufenden Jahr ein. Wenn man die Zahlen jedoch ins Verhältnis setzt, ist es keineswegs ein Totalabsturz. Während der Weltfinanzkrise 2009 ging die deutsche Wirtschaft um 5,7 Prozent in den Keller.

Zwei Faktoren dämpfen das Negativszenario in Deutschland. Zum einen hat die Bundesregierung klugerweise ein umfassendes Kurzarbeitergeld-Programm aufgelegt. Zweitens ist die hiesige Wirtschaft heute trotz der aktuellen Belastungen in einem gesunden Zustand. Zwar bedeutet der Shutdown für viele Betriebe einen Crashtest. Aber anders als in der Finanzkrise handelt es sich gegenwärtig um keine Strukturkrise.

Die Bundesregierung hat schnell und mit finanzieller Feuerkraft gehandelt – gut so. Es zahlt sich nun aus, dass die öffentliche Hand in den vergangenen Jahren mit guter Konjunktur sparsam gewirtschaftet hat: Die Politik der schwarzen Null war richtig, so sind jetzt Rücklagen in Zeiten der Corona-Krise da.

Die Politik spielt dabei eine Schlüsselrolle. Sie muss für die Zeit nach Ostern entscheiden, wo die Ausgangsbeschränkungen gelockert werden, um die Konjunktur wieder anzukurbeln. Ein Aufschwung ist aber nur möglich, wenn Europas Wirtschaft insgesamt wieder anläuft. Die Gemeinschaft muss daher die Schatullen öffnen, um den notleidenden Ländern – vor allem Italien und Spanien – möglichst schnell zu helfen.

Das heißt nicht, dass hoch verschuldete Staaten automatisch und auf Dauer von den vergleichsweise gut dastehenden Nachbarn durchfinanziert werden. Aber was Europa nun braucht, ist ein starkes Signal der Solidarität. Der Politik hat es zuletzt an Empathie mit Blick auf den Süden gefehlt.