„Auf dem Land ist es nicht so schlimm, ehrlich!“

Der Dorfdepp – ein Klischee, das im Tatort gerne mal benutzt wird. Die Bauern beim Bergdoktor fahren piefige, kleine Oldtimer-Traktoren ohne Überrollbügel, was übrigens verboten ist und in den Bergen sowieso viel zu gefährlich. Warum hat das Landleben das Image, rückschrittlich zu sein? Mir begegnen im hippen bio-bewegten östlichen Ringgebiet in Braunschweig mehr Spießbürger, die das Ordnungsamt im Telefon auf der Schnellwahltaste haben, als zuhause auf dem Dorf.

Selbstverständlich ist auf dem platten Land nicht alles besser. Trotzdem gibt es dort ein anderes Gefühl der Freiheit. Es fängt schon bei Behördengängen an. Zuhause brauche ich keinen Termin, um einen neuen Personalausweis zu beantragen. Ich gehe einfach in das Rathaus und die erste Person, mit der ich spreche, ist wahrscheinlich schon der richtige Ansprechpartner. Mein Hausarzt duzt mich, was zugegebenermaßen je nach Symptom auch komisch werden kann. Beim Schlachter kennt man mich mit Namen. Es gibt immer mehr junge Vereine wie Frelle in Frellstedt und Ekis rund um Schöningen, die ein Konzert- und Kulturprogramm mit bewusst großstädtischem Anspruch auf dem Lande organisieren. Und dank großzügiger Fördertöpfe gibt es nun auch schnelles Internet in vielen Dörfern. Auf dem Land ist es nicht so schlimm, ehrlich!

Dieser Kommentar erscheint mit dem Artikel „Schöppenstedt- Arbeitsalltag zwischen Laptop und Salatbeet