Braunschweig/Seesen. Mit ihrer Vollmacht bedient sich eine Kita-Leiterin an den Konten der Einrichtung. Sie bezahlt Einkäufe, später Autos und Urlaube für die Familie.

Eine frühere Kita-Leiterin aus Seesen hat die jahrelange Plünderung von Konten mit einem Schaden von mehr als 350 000 Euro gestanden. „Ich habe Fehler gemacht“, sagte die 57-Jährige am Donnerstag zum Prozessauftakt. Irgendwann habe ihr privates Geld einfach nicht mehr ausgereicht, begründete sie den Griff in Kita-Kassen. „Jetzt bin ich froh, dass ich nicht mehr lügen muss“, sagte sie unter Tränen im Braunschweiger Landgericht.

Gewerbsmäßige Untreue in 527 Fällen

Ihr Mann musste seine Massage-Praxis aufgeben, die Kinder sollten aber im Studium unterstützt werden. So beschrieb die Angeklagte die Anfänge. Als das Geld nicht mehr ausgereichte, habe sie zunächst nur private Einkäufe bezahlt. Später folgten nach ihren Worten aber auch Rechnungen für Autos und Urlaube. Für den Zeitraum zwischen Mai 2014 und September 2019 werden ihr nun gewerbsmäßige Untreue in 527 Fällen und gewerbsmäßiger Betrug in zehn Fällen vorgeworfen.

Als Leiterin der Kindertagesstätte des Deutschen Roten Kreuzes durfte die Frau laut Anklage auf die Konten der Einrichtung zugreifen - online und per EC-Karte. Spätestens seit 2013 habe sie dies für private Zwecke missbraucht, zur Finanzierung ihres Lebensunterhalts und ihrer Familie. Zudem soll sie zwei Autos, ein Ferienhaus in Dänemark, Ski-Urlaube und Mallorca-Flüge so finanziert haben. „Die Summen klingen gewaltig“, sagte die Richterin.

Rechnungen der Firma "Glückszwerge GmbH" fingiert

Als erste Prüfungen drohten, habe sie damit begonnen, Rechnungen zu fälschen, sagte die Angeklagte. Die Staatsanwaltschaft bezeichnete diese in der Verhandlung teils als „dilettantische Totalfälschungen“. Im Frühjahr 2018 fielen dem Rechnungsprüfungsamt der Stadt Seesen vereinzelt Unregelmäßigkeiten der Rechnungsergebnisse für die Jahre 2014 bis 2017 auf. Daher durfte die 57-Jährige nicht länger über die Konten verfügen. Laut Anklage gab es Durchsuchungen der Polizei.

Um ihre Geldquelle nicht einzubüßen, soll die Frau von August 2018 bis September 2019 Rechnungen einer Firma „Glückszwerge GmbH“ fingiert haben - darauf stand ihre Bankverbindung. Irgendwann löste eine Anzeige aber Ermittlungen aus und die Frau flog auf. Derzeit werde sich um die Rückzahlung gekümmert, teilten die Angeklagte und ihr Verteidiger vor Gericht mit. Ein Makler habe bereits ein Käufer für das Haus gefunden.

Urteil könnte Ende März fallen

Ihre beiden Kinder und auch ihr Ehemann hätten nichts von den falschen Rechnungen und Überweisungen gewusst, sagte die Angeklagte. Für den Prozess sind vier weitere Verhandlungstage geplant, er soll mit Zeugenaussagen fortgesetzt werden. Die Frage, warum die Kita-Leiterin erst nach Jahren aufflog, dürfte dabei auch eine Rolle spielen. Ein Urteil könnte Ende März fallen.