Hannover. Ein negativer Corona-Schnelltest kann laut Infektiologe Matthias Stoll nicht mit Impfung oder Genesung verglichen werden. Tests seien fehleranfällig.

Der Infektiologe Matthias Stoll hat es als grundfalsch bezeichnet, Corona-Schnelltests als gleichberechtigte Alternative zu geimpften oder genesenen Menschen festzusetzen. „Ziel muss es sein, möglichst viele zu impfen“, sagte der Infektiologe der Medizinischen Hochschule Hannover im Gespräch mit der „Hannoverschen Neuen Presse“ (Mittwoch). „Die Regierung hat vielleicht einen strategischen Fehler gemacht, indem sie gepredigt hat, die Tests würden helfen. Es müsste jetzt dargestellt werden, was sie wirklich sind: ein Notbehelf, der funktioniert, solange man nichts Besseres hat.“

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„Seit ziemlich genau einem Monat können wir angesichts der Infektionszahlen ganz deutlich sagen: Das, was wir derzeit tun, reicht nicht, um das Infektionsgeschehen langfristig kontrollieren zu können“, sagte Stoll.

Stoff kritisiert Fehleranfälligkeit der Schnelltests

Die Schnelltests hätten viele Nachteile, betonte er. Derzeit sei die Zahl der Infizierten noch recht gering, auf ein negatives Testergebnis könne man sich daher mit hoher Wahrscheinlichkeit verlassen. „Steigt aber die Zahl der Infizierten, kommen falsch negative Tests immer häufiger vor und sie helfen immer weniger“, erklärte er. Umgekehrt seien bei geringer Infektionsrate falsch positive Ergebnisse häufiger: „Dabei kommen dann immense Folgekosten wegen der Nachuntersuchungen auf das Gesundheitssystem zu – die zahlt die Solidargemeinschaft.“

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Grundsätzlich reichten ein oder zwei Tests in der Woche nicht aus, betonte der Experte. „Um sicherstellen zu können, dass keine Infektion vorliegt, müssten sich die Menschen im Prinzip ein- bis zweimal täglich schnelltesten lassen.“ Die Politik versuche immer noch einen Spagat zwischen denjenigen, die gesund seien und sich aus egoistischen Motiven nicht impfen ließen, und denjenigen, die altruistisch seien: „Der Politik fehlt es zuweilen an Mut, mehr Altruismus von mündigen Bürgern einzufordern, dafür habe ich kein Verständnis.“