Osterode. Die Besonderheiten der Karstlandschaft und ein kleiner Blick in die Osteroder Stadthistorie machen die Familientour zu einem lehrreichen Ausflug.
Hinweis zur „Zweiradzeit“
Dieser Artikel ist Teil unserer Fahrradserie aus den Jahren 2019 und 2021. Die Magazine zur „Zweiradzeit“ – das zweite Touren-Magazin wie auch das dritte Touren-Magazin – sind im Online-Shop von Funke Medien Niedersachsen erhältlich.
Familienfreundliche Radtouren im und um den Harz sind so eine Sache: Wer Kind oder gar Kinder etwa noch im Anhänger hinter sich herzieht, für den wird manche Strecke zum sportlichen Ausnahmeevent statt eines erholsamen Ausflugs. Nicht so diese Route – nur selten muss eine kleine Rampe überquert werden und die Hügel schaffen auch Kinder, die schon selber Rad fahren. Außerdem ist der Weg meist fernab der Straße und durchgängig befestigt, teilweise hervorragend geteert.
Vom Bahnhof Osterode am Harz Mitte, der auch einen großen Parkplatz bietet, geht es Richtung Gipskarstlandschaft über einen gut befahrbaren Radweg. Nach einem guten Drittel der Strecke erreicht man kurz vor dem Osteroder Ortsteil Schwiegershausen die „Shropshire Ranch“. Bei Schlechtwetter kann hier kurz Unterschlupf gefunden oder einfach pausiert werden. Viel interessanter als die kleine Holzbude ist aber die Tafel daneben: „Landschaft lesen lernen“ steht da. Der Geopark Harz informiert über die Rundwanderwege und zeigt mit Bildern, welche Naturschätze in der Gegend entdeckt werden können.
Eine fahrradfahrende Hexe zeigt die Richtung an
Ein genauer Blick auf die Tafel lohnt, denn nach einem kurzen Stück durch Schwiegershausen führt die Route östlich der Gipskarstlandschaft bei Ührde durch die Felder. Für alle, die lieber Schildern als einer Handyroute folgen, findet sich an Wegpunkten ein witziges, harztypisches Detail: Eine fahrradfahrende Hexe mit Besen am Gepäckträger zeigt die Richtung an. Aufmerksame Beobachter können in den Ausläufern der Karstlandschaft auf die Suche nach der Haselmaus gehen oder Ausschau halten nach Schwalbenschwänzen, den gelblichen Schmetterlingen. „Das Gipskarstgebiet bei Osterode ist eine Schatzkammer der Artenvielfalt“, steht auf dem Schild. Das liegt unter anderem an den besonderen geologischen Verhältnissen, also der Bodenbeschaffenheit in den Karstgebieten.
Ein paar Kilometer weiter in Ührde wartet eine nächste Gelegenheit für Entdeckungen – oder für die Küche zuhause: Der Bärlauchpfad lädt zum Verweilen, in der richtigen Jahreszeit auch zum Riechen und Sammeln des beliebten Wildgemüses ein.
Mit dem Rad durch die Gipskarstlandschaft des Südharzes
Entspannen auf der Lesebank mit Blick über Osterode
Und weil sich nach Bewegung nicht nur der Leib, sondern bisweilen auch der Geist hungrig meldet, findet sich kurz vor Ende dieser Strecke noch die Lesebank von Stadtbibliothek, Heimat- und Geschichtsverein und der Tilman Riemenschneider Buchhandlung – auf ihr steht eine Aluminiumbox mit Büchern darin. Dort kann geschmökert oder einfach dagesessen werden und der Blick über Osterode schweifen.
Johann Friedrich Schachtrupp unterhielt im 19. Jahrhundert eine Bleiweißfabrik in Osterode. Der Industrielle sicherte seine Arbeitnehmer schon früh mit Sozialleistungen ab – noch bevor solche Prinzipien staatlich geregelt wurden. An der klassizistischen Villa wird derweil zwar gebaut, dennoch kann man gut einen Blick auf die Details des Bauwerks werfen.