Berlin. Auf einem Kreuzfahrtschiff vor Mauritius wird ein Cholera-Ausbruch vermutet. Wie kann es dazu kommen und wie gefährlich ist die Seuche?

Da will man einfach nur entspannt Urlaub machen, und plötzlich sitzt man an Bord eines Schiffes, auf dem womöglich die Cholera ausgebrochen ist. So geschehen vor der Küste der ostafrikanischen Insel Mauritius. Auf dem Kreuzfahrtschiff „Norwegian Dawn“ sitzen derzeit mehr als 2000 Passagiere fest, nachdem bei einigen wenigen Gästen Magenbeschwerden aufgetreten waren. Ist es die Cholera?

Die lokalen Gesundheitsbehörden auf Mauritius zumindest wollen das Schiff Medienberichten zufolge nun nicht im Hafen einlaufen lassen, bevor eine Cholera-Infektion ausgeschlossen werden kann. Bei 15 Passagieren seien Proben entnommen worden. Die Reederei teilte außerdem mit: „Wir haben unsere Hygienemaßnahmen an Bord des Schiffes als Teil unserer Routinemaßnahmen erhöht, um eine sichere Umgebung für alle an Bord zu gewährleisten, und wir werden weiterhin alle notwendigen Maßnahmen ergreifen, um unsere Gäste, die Besatzung und die von uns besuchten zu schützen.“ Die finalen Testergebnisse werden am 27. Februar erwartet.

Doch warum genau ist die Cholera so gefährlich? Und wie ansteckend ist die Krankheit wirklich?

Was ist Cholera und wie wird sie ausgelöst?

Die Cholera wird durch das Bakterium Vibrio cholerae ausgelöst. Haben wir dieses Bakterium im Körper, wird im Körper ein Gift gebildet (Choleratoxin), das dann wiederum starken Durchfall auslöst. Die Cholera-Bakterien werden in der Regel über die Nahrung aufgenommen. Das kann etwa verunreinigtes Trinkwasser sein, das in Kontakt mit Erbrochenem oder den Fäkalien von Infizierten gekommen ist. Gleiches gilt für verunreinigte Lebensmittel. Zwischen Infektion und Ausbruch der Krankheit liegen etwa drei bis sechs Tage.

Welche Symptome gibts es?

In den meisten Fällen verlaufen die Infektionen völlig symptomfrei. In schwereren Fällen leiden die Betroffenen an wässrigem Durchfall, erbrechen sich wiederholt und haben starke Bauchschmerzen. Da der Körper deshalb innerhalb kürzester Zeit sehr viel Flüssigkeit und Salz verliert, kann das zu Muskelkrämpfen, Kreiskaufkollaps und im schlimmsten Fall sogar zum Tod führen. Besonders gefährdet sind kleine Kinder und Menschen mit schwachem Immunsystem.

Das Kreuzfahrtschiff „Norwegian Dawn“ setzt derzeit auf besondere Hygiene-Maßnahmen.
Das Kreuzfahrtschiff „Norwegian Dawn“ setzt derzeit auf besondere Hygiene-Maßnahmen. © NCL | NCL

Wie behandelt man Cholera?

Aufgrund des Flüssigkeitsverlustes ist es wichtig, dass die Betroffenen so viel Wasser wie möglich zu sich nehmen und außerdem mit Elektrolyten versorgt werden. Das kann etwa durch die Nahrungsaufnahme geschehen. Sollte das aufgrund des Erbrechens aber nicht möglich sein, können die Betroffenen etwa per Tropf im Krankenhaus versorgt werden. Bei schweren Fällen werde Antibiotika verabreicht.

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Wie viele Cholerafälle gibt es im Jahr?

Laut der Weltgesundheitsorganisation (WHO) wurden 2022 knapp eine halbe Million Fälle in insgesamt 44 Ländern registriert. Die tatsächlichen Zahlen liegen Schätzungen zufolge bei mehreren Millionen Erkrankungen pro Jahr.

Die Cholera tritt weltweit auf, vor allem aber in Zentralfrika, Südamerika und dem indisichen Subkontinent. Häufig betroffen sind laut dem Auswärtigen Amt die Länder, in denen Trink- und Abwassersysteme nicht strikt voneinander getrennt sind. In Deutschland ist die Gefahr, an Cholera zu erkranken, auch deshalb relativ gering. Im vergangenen Jahr wurden hierzulande lediglich drei Fälle gemeldet.

WHO warnt vor stärkerem Ausbruch

Weltweit ist die Cholera-Gefahr dagegen so groß wie seit Langem nicht. Die WHO warnte kürzlich vor einer weiteren Ausbreitung in Teilen Afrikas. Fiona Braka, Nothilfe-Managerin im WHO-Büro für Afrika, hatte in einer Videokonferenz in Genf geäußert, dass in den ersten vier Wochen dieses Jahres insgesamt zehn Länder mehr als 26.000 Cholerafälle und 700 Tote gemeldet hätten – doppelt so viele wie in der gleichen Zeitperiode Anfang 2023. Besonders stark betroffen seien die Menschen in Sambia, Simbabwe, Mosambik, Tansania, der Demokratischen Republik Kongo, Äthiopien und Nigeria.

Mit diesen Tipps kann man der Cholera vorgreifen

Sofern man nicht in Kontakt mit Erkrankten kommt, ist das Risiko einer Cholera-Erkrankung sehr gering. Auf Reisen in betroffenen Gebieten sollte man zur Sicherheit dennoch auf einige Hygiene-Tipps achten, die das Auswärtige Amt zusammengestellt hat:

  • Kein unbehandeltes Wasser trinken. Eiswürfel nur verwenden, wenn sie sicher mit sauberem Wasser hergestellt wurden.
  • Vorsicht mit gedüngten Salaten oder Rohkost aus Regionen, in denen Cholera vorkommt. Obst und Gemüse nur geschält oder gekocht essen.
  • Keine rohen Meeresfrüchte essen und darauf achten, dass die entsprechenden Lebensmittel durchgekocht sind.
  • Ungekochte Nahrungsmittel wie rohe Milch meiden.
  • Nur gekochtes und gebratenes Fleisch und Fisch verzehren.
  • Auf Küchenhygiene (auch bei Personal) und die eigene Hygiene achten, insbesondere bei den Händen.
  • Öffentliche Schwimmbäder und das Baden in Lagunen vermeiden, da bei Cholera-Epidemien Gewässer häufig Bakterien enthalten, die durchs Verschlucken von Wasser aufgenommen werden.