Berlin. Die Messerattacke in Mannheim löst eine Spendenflut aus. Doch die Gewerkschaft der Polizei fordert mehr staatliche Hilfe.

Der brutale Messerangriff eines Islamisten auf einen Polizisten in Mannheim hat deutschlandweit Entsetzen ausgelöst. Der 29-jährige Beamte starb am vergangenen Sonntag, nachdem er in einer Klinik notoperiert und ins künstliche Koma versetzt worden war. An diesem Freitag, eine Woche nach der Tat, gedenkt Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier Rouven L.s in Mannheim. Die Polizei Baden-Württemberg hat für 11.34 Uhr zu einer Schweigeminute aufgerufen.

Mehr zum Thema: Mannheim – Journalistin wettert bei Lanz gegen Polizeieinsatz

Auch in Neckarbischofsheim, dem Heimatort von Rouven L., soll es heute ein stilles Gedenken geben. Wie Thomas Seidelmann, Bürgermeister der Stadt, auf Anfrage erklärte, gebe es anschließend die Möglichkeit, Blumen und Kerzen niederzulegen sowie Briefe zu schreiben, die später der Familie überreicht werden sollen.

Stilles Gedenken an getöteten Polizisten: Sorge vor Demos am Freitag

weitere Videos

    Doch wie reagiert der Staat, wenn ein Beamter im Dienst stirbt? Welche finanzielle Soforthilfe wird an die Hinterbliebenen gezahlt? Rouven L. hinterlässt eine Familie. Wie das Bundesland Baden-Württemberg diese finanziell entschädigt, erläutert Gundram Lottmann, Landesvorsitzender der Gewerkschaft der Polizei (GdP): Demnach werde eine einmalige Unfallentschädigung in Höhe von 60.000 Euro gezahlt. Das ist wenig im Vergleich zu anderen Ländern: Baden-Württemberg, so Lottmann, bilde mit Bayern, Berlin, Rheinland-Pfalz und Sachsen in Deutschland das Schlusslicht.

    Getötete Beamte: Hessen entschädigt Familien am höchsten

    Die Höhe der Hilfe ist Ländersache, anderswo wird deutlich mehr gezahlt. Nach einer Liste, die unserer Redaktion vorliegt, zahlt Hessen in einem solchen Fall der hinterbliebenen Familie 120.000 Euro – also das Doppelte. Dabei ist Baden-Württemberg laut Statistik aus dem Jahr 2022 eines der reichsten Bundesländer. Mit einem Bruttoinlandsprodukt von 572.837 Millionen Euro rangiert es im Deutschlandvergleich auf dem dritten Rang.

    Lesen Sie auch: Abschiebungen nach Afghanistan? Ampel überprüft Asylregeln

    Umso erfreulicher für Lottmann: die hohe Spendenbereitschaft und Anteilnahme der Menschen im Land. Die Polizeistiftung Baden-Württemberg hat ein Spendenkonto eingerichtet. Jeder, der unter dem Zusatz „Rouven“ Geld spende, könne sicher sein, dass jeder Cent davon die Angehörigen des getöteten Polizisten erreiche. Spenden mit dem Verwendungszweck „Mannheim“ würden hingegen den Kollegen zugutekommen, die an dem verhängnisvollen Einsatz beteiligt waren.

    GdP beklagt die Ungleichbehandlung von Beamten in Deutschland

    Eine weitere Möglichkeit, der Familie des getöteten Polizisten finanziell unter die Arme zu greifen, bietet das Bündnis der BFHu Blumberg e.V. Über 21.000 Spenden sind dort bereits eingegangen. Gesammelt wurden bisher rund 560.000 Euro.

    Auch interessant: Sulaiman A. war gut integriert, dann geschah der Wandel

    Gundram Lottmann freut das, seinen Unmut über die Ungerechtigkeit, dass Polizeibeamte und deren Familien in den Ländern unterschiedlich behandelt werden, kann er dennoch nicht verbergen. Er fordert im Namen der GdP eine einheitliche Unfallentschädigung und sagt: „Es darf keine Beamten erster und zweiter Klasse geben.“