Berlin. Das Spurenelement Jod hat eine zentrale Funktion in unserem Körper. Ein Experte sagt, welche gravierenden Folgen ein Mangel haben kann.

Es ist wieder Zeit für eine Informationskampagne: „Wenn Salz, dann Jodsalz“. So wirbt das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) seit einigen Monaten für eine jodhaltige Ernährung. Grund sind Zahlen des Robert-Koch-Instituts, nach denen 32 Prozent der Erwachsenen und 44 Prozent der Kinder in Deutschland nicht ausreichend mit Jod versorgt sind.

Experten beobachten bei Kindern und Jugendlichen sogar eine rückläufige Versorgung. „Für Erwachsene gibt es dafür noch keine Vergleichsdaten. Aber man kann das als Hinweis darauf sehen, dass sich die Jodversorgung insgesamt wieder verschlechtert hat“, sagt etwa Anke Ehlers vom Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR). Auch Astrid Donalies, Oecotrophologin bei der Deutschen Gesellschaft für Ernährung (DGE), sagt: „Die Jodversorgung in der deutschen Bevölkerung ist auf jeden Fall verbesserungswürdig.“

Die Frage, ob die deutsche Bevölkerung ausreichend mit Jod versorgt ist, ist seit Jahrzehnten ein Dauerbrenner. Was aber ist so wichtig an einer ausreichenden Versorgung mit Jod? Wozu braucht der menschliche Körper es, und welche gesundheitlichen Risiken drohen bei einer Mangelversorgung?

Gesunde Ernährung: Der Körper bildet das Spurenelement Jod nicht selbst

Jod ist ein sogenanntes Spurenelement, das der Körper nicht selbst bildet und das vor allem für den Aufbau von Schilddrüsenhormonen benötigt wird. „Diese Hormone haben im Körper eine ganz zentrale Funktion“, erklärt Anke Ehlers. Sie seien unter anderem wichtig für normales Wachstum und eine normale körperliche und geistige Entwicklung. Deswegen sei ein dauerhafter Mangel besonders für Kinder und Jugendliche gefährlich. „Wenn Jod über eine längere Zeit unterhalb des Bedarfs aufgenommen wird, führt das zu negativen gesundheitlichen Folgen.“

Werde der Körper nicht regelmäßig mit Jod versorgt, komme es zu Störungen des Stoffwechsels, zu Organveränderungen und weiteren möglichen Krankheiten, erklärt Astrid Donalies von der DGE. Ständige Müdigkeit, Antriebsschwäche oder trockene Haut seien erste eher unspezifische Anzeichen eines Mangels. „Auch ein sogenannter Kropf kann in Folge entstehen, eine durch Jodmangel hervorgerufene Wucherung der Schilddrüse. Die Hormonproduktion läuft aus dem Ruder, es wird nicht mehr genügend Schilddrüsenhormon Thyroxin freigesetzt.“

Für Schwangere ist eine ausreichende Jodversorgung besonders wichtig. Ein Mangel kann schwerwiegende Folgen für das ungeborene Kind haben. „Es besteht die Gefahr, dass der Säugling bereits mit einem Kropf zur Welt kommt“, sagt Donalies. „Und im ungünstigsten Fall entstehen dauerhafte Entwicklungsstörungen an Skelett und Nervensystem.“ Deswegen empfehle das BfR für Schwangere und Stillende zusätzlich zur normalen Ernährung 100 bis 150 Mikrogramm Jod über Tabletten zu sich zu nehmen, erklärt Anke Ehlers.

Vegane und vegetarische Ernährung: Weniger Jod in Obst und Gemüse

Auch vegan und vegetarisch lebende Menschen sollten auf ihre Jodzufuhr achten. Denn das Jod wird über die Nahrung aufgenommen und pflanzliche Lebensmittel wie Obst und Gemüse reichern es weitaus weniger an.

Ständige Müdigkeit ist ein Symptom des Jodmangels.
Ständige Müdigkeit ist ein Symptom des Jodmangels. © iStock | fizkes

Wer weder schwanger ist noch zum Beispiel extremer Ausdauersportler, die auch einen besonderen Jodbedarf haben, sollte sich für eine ausreichende Versorgung mit dem Spurenelement möglichst ausgewogen ernähren. Konkret bedeutet das: täglich Milch und Milchprodukte, ein- bis zweimal die Woche Seefisch. Auch Meeresfrüchte, Eier und Fleisch tragen zur Jodversorgung bei.

Ernährungsempfehlung: Jodsalz beim Kochen und Backen verwenden

Die Basis sei aber, betonen die Expertinnen, das konsequente Kochen und Backen mit Jodsalz. „Ganz grundsätzlich empfehlen wir immer Jodsalz in der Küche zu verwenden“, sagt Donalies und betont: „Auch wenn man das Gegenteil annehmen könnte: In Meersalz ist weniger Jod drin als in Jodsalz.“

Verbraucherinnen und Verbraucher sollten außerdem darauf achten, bevorzugt Produkte zu kaufen, die mit Jodsalz hergestellt werden. Denn die Verwendung von jodiertem Speisesalz ist in der industriellen Lebensmittelherstellung in Deutschland zwar seit 1989 erlaubt, sie ist jedoch nicht verpflichtend. „Bei verpackten Waren sollte man einen Blick aufs Etikett werfen. Bei losen Waren kann man dann auch gerne mal nachfragen, ob denn bei der Herstellung dieses Brots oder dieser Wurst Jodsalz verwendet wurde“, rät Ehlers.

Das ist nicht selbstverständlich, wie eine Markterhebung der Universität Gießen 2018 ergab. Nur rund 29 Prozent der untersuchten handwerklich und industriell hergestellten Lebensmittel, denen Salz zugesetzt worden war, enthielten demnach Jodsalz. Die Untersuchung zeigte auch, dass der Einsatz von Jodsalz in den Jahren zuvor abgenommen hatte.

Gründe dafür werden mehrere angegeben. Einer: Handwerksbetriebe würden sich oftmals mehr mit Kritik der Jodsalzgegner als positiven Rückmeldungen konfrontiert sehen. „Gerade bei Käufern von Bio-Produkten gibt es eine Skepsis gegenüber Jodsalz, weil es als Zusatzstoff wahrgenommen wird“, bestätigt Anke Ehlers. Dabei sei sich die Wissenschaft einig: Jod ist ein notwendiges Spurenelement.