Berlin. Was der Mensch häufig nur mit modernster Technik zustande bringt, gelingt der Natur oft leicht. Bestes Beispiel: Ein kleiner Meereswurm

3D-Drucker gelten als High-Tech. Doch die Tierwelt zeigt: Was der Mensch kann, kann die Natur schon lange. Das zeigt die Technik eines winzigen Meereswurms.

Konkret geht es um den Meereswurm Platynereis dumerilii, der in küstennahen Gewässern lebt. Das kleine, nur zwei bis drei Zentimeter lange Tierchen gilt als lebendes Fossil – und obwohl es schon so lange auf der Erde lebt, versetzt es die Wissenschaft noch immer in Erstaunen. Die neuste Erkenntnis: Der Wurm produziert seine Borsten mit einer Technik, die stark an 3D-Druck erinnert.

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Wissenschaftler begeistert: So nutzt der Wurm seinen „3D-Drucker“

Dafür besitzt das Tier Zellen, deren lange Haarfortsätze wie die Düsen eines Druckers agieren, berichtet „scinexx“. So würden besondere Strukturen erzeugt werden, die für die jeweiligen Teile der Borsten nötig sind. Dabei ist der „Wurmdrucker“ so genau, dass selbst Bereiche hergestellt werden können, die nur wenige Mikrometer groß sind – was einem Tausendstel eines Millimeters entspricht.

Herausgefunden haben das Wissenschaftler von der Universität Helsinki, der Technischen Universität Wien und der Masaryk-Universität Brünn. Sie beschäftigten sich mit Platynereis dumerilii, weil bisher unklar war, wie der Meereswurm seine Borsten, die er zur Fortbewegung benötigt, produziert. Nun konnten Sie das Geheimnis lüften.

Tierischer „Drucker“: Herstellung einer Borste dauert rund zwei Tage

„Der Prozess beginnt bei der Borstenspitze, gefolgt vom Mittelteil und schließlich der Basis der Borsten. Dabei werden die fertigen Teile immer weiter aus dem Körper herausgeschoben“, erklärt Florian Raible, einer der beteiligten Wissenschaftler, laut einer Pressemitteilung. „Bei diesem Entstehungsprozess werden also Stück für Stück die wichtigen Funktionseinheiten hintereinander erzeugt, das ähnelt einem 3D-Druck.“ Im Schnitt dauere es rund zwei Tage, bis eine Borste fertiggestellt ist.

Doch auch abgesehen von seiner „Drucktechnik“ ist der Wurm ein mehr als interessantes Tier: In seiner Fortpflanzung richtet er sich nach dem Mond – und besitzt ein Gebiss aus Metall. Für die Wissenschaft hat das kleine Lebewesen einen unschätzbaren Wert, weil es zu den wichtigsten Labortieren gehört.