„Dass wir nach dem Terrorakt im Lokalteil titelten ‘Attentat befeuert Ängste in Salzgitter’ sollte alle Bürger aufhorchen lassen.“

Nahtlos schließe ich an dieser Stelle inhaltlich an die Kolumne der Vorwoche an, als ich über die Notwendigkeit schrieb, dass alle Schüler gegen Rassismus aufstehen und ein Zeichen setzen sollten beim Salzgitteraner „Tag gegen Rassismus“ im März. Aus traurigem und aktuellem Anlass machen sich nun bereits am kommenden Montag, Wochen vor dem „Tag gegen Rassismus“, Tausende Salzgitteraner Schüler und Lehrer auf den Weg, um zum einen zu schweigen – und so der Opfer des Terrorattentats von Hanau zu gedenken. Und um zum anderen ihre Stimmen gegen Ausgrenzung und Rassismus zu erheben. Das verdient Respekt. Und das ist notwendig. Denn auch wenn Hanau viele Hundert Kilometer entfernt liegt, ist das, was dort geschah, ein Thema, das alle überall in Deutschland angeht. Fremdenfeindlichkeit und Angst vor dem Fremden gibt es allerorten, auch in Salzgitter. Dass wir nach dem Terrorakt im Lokalteil titelten „Attentat befeuert Ängste in Salzgitter“ sollte alle Bürger aufhorchen lassen. Ebenso sollte die Reaktion der AfD aufhorchen lassen, der hiesigen wie der Bundes-AfD. Stunden nach dem Attentat verbreitete die AfD Salzgitter über einen Messenger-Dienst den Satz „Lasst euch den Amoklauf des Wahnsinnigen nicht als rechten Terror einreden.“ Und auch für Alexander Gauland, Fraktionsvorsitzender der AfD im Bundestag, ist es kein Terror gewesen, sondern ein Verbrechen, wie er im ZDF-Interview sagte.

Ich sage und schreibe Ihnen als jemand, der Politikwissenschaften studiert und in seiner Abschlussprüfung das Feld des Terrorismus zum Thema hatte: Das, was in Hanau geschehen ist, ist Terror. Was denn sonst! La terreur, aus dem Französischen übersetzt, bedeutet die Verbreitung von Schrecken. Und dieser Schrecken – mag er auch, was die Sache keinen Deut besser macht, von einem so in vielen Medien bezeichneten Wahnsinnigen verbreitet worden sein – reicht ganz, ganz weit über die Grenzen von Hanau hinaus. Gegen die Verbreitung dieses Schreckens oder einer gar drohenden Schreckens-, sprich Terrorherrschaft, aufzustehen, das ist alternativlos. Der Versuch, das Terrorattentat an sich in Zweifel ziehen und wie Gauland schlicht zu einem Verbrechen umdeuten zu wollen, das ist beschämend, infam, unanständig. Anständig ist es, nach den schon viel zu vielen durch rechtes Gedankengut motivierten Attentate der vergangenen Jahrzehnte in Deutschland aufzustehen und endlich laut, unmissverständlich und zu Tausenden und Abertausenden zu sagen: Das wollen wir hier nicht, wir stehen auf für ein friedliches Miteinander in unserem Land.