Salzgitter. . Sportgrößen und Psychologen erforschen Erfolgswege beim Kongress der Ostfalia-Hochschule.

Nur einmal habe er in seiner im Sommer abgelaufenen Zeit als Bundesliga-Fußballer bei Bayer Leverkusen die Hilfe von Psychologen gebraucht, berichtete Ex-Nationalstürmer Stefan Kießling im vollen Audimax der Ostfalia-Hochschule in Salzgitter-Calbecht. Das war nach seinem „Phantom-Tor“ 2013 in Hoffenheim: „Damals wurde ich bedroht und beschimpft, sogar die Entführung meiner Kinder haben einige angekündigt.“

Der Frage von Moderator Sebastian Hellmann, ob er sich in einer solchen Situation heute anders verhalten würde, wich er aus: Er habe immer gesagt, dass er nicht gesehen habe, wie sein Kopfball ins Tor gekommen sei. Aber für das diesjährige Thema „All the Way up? – Suche nach dem Erfolgsrezept“ beim Kongress Blickpunkt Sportmanagement war für Kießling wichtig: „Selbst aus solchen belastenden Situationen kann man lernen und gestärkt hervorgehen.“

So wie Kießling damals als amtierender Bundesliga-Torschützenkönig, so erlebte auch der Wolfsburger Profi Marcel Schäfer das Auf und Ab einer Karriere: „2009 waren wir mit dem VfL gerade noch Deutscher Meister geworden, doch schon im Herbst war ich das Gesicht des Wolfsburger Niedergangs“, erinnerte er sich. Plötzlich kamen die Flanken nicht mehr, war die Nationalelf-Karriere nach acht Spielen „in denen ich immer schlecht war“ beendet. „Ich wäre gern wie Stefan bei der WM 2010 dabeigewesen“, so Schäfer. Doch das Vertrauen in sich selbst fehlte.

Mentale Stärke kann offensichtlich Berge versetzen, Kießling bekannte, dass er lieber mit elf Mentalitäts- als mit elf Qualitätsspielern auf dem Feld gestanden habe. Der Mainzer Sportpsychologe Mathias Kleine-Möllhoff, von 2013 bis 2017 bei Eintracht Braunschweig tätig, definierte mentale Stärke: „Die Beherrschung von Emotionen, um die Handlungskontrolle in den entscheidenden Situationen zu behalten.“ Erfolg seien nicht nur Tore und Siege, sondern auch richtig mit Widerständen umzugehen.

Diese zu überwinden werde den Talenten in den Nachwuchsleistungszentrum der Klubs zu oft abgenommen, kritisierte Hellmann. DFB-Juniorennationaltrainer Michael Prus räumte ein, dass man vielleicht auch einmal Typen mit Ecken und Kanten fördern müsse, statt diese zu schleifen. „Aber Mentalität bedeutet auch, sich immer wieder aufzurappeln, in jedem Training, jedem Spiel – wie später im richtigen Leben“, so Prus.

Mit der Kongress-Suche nach dem Erfolgsrezept beschäftigen sich bis Dienstagmittag Aktive, Trainer, Manager und Psychologen beim bereits 18. Kongress am Ostfalia-Campus in Salzgitter. Organisiert wird er von Sportmanagement-Studierenden des fünften Semesters. „Keiner unserer Studiengänge hat eine solche bundesweite Strahlkraft“, bekannte Dekan Heinz-Dieter Quack. Blickpunkt Sportmanagement sei längst eine eigene Marke geworden.