Bremen. Werder Bremen liefert dem frisch gebackenen Cup-Champion in der Frauenfußball-Bundesliga einen großen Kampf, verliert aber 0:3.

Lange Zeit mühte sich der frisch gebackene DFB-Pokalsieger, doch er meisterte die Pflichtaufgabe bei Werder Bremen am Ende mit Bravour. Die Cup-Gewinnerinnen des VfL Wolfsburg feierten am vorletzten Spieltag der Frauenfußball-Bundesliga einen zu deutlichen 3:0 (1:0)-Erfolg an der Weser. Lena Oberdorf, Sveindis Jonsdottir und Chantal Hagel erzielten die Tore für die Mannschaft von Trainer Tommy Stroot, die Platz 2 schon längst sicher hat.

Im Vergleich zum starken 2:0 im DFB-Pokalfinale gegen den FC Bayern nahm Stroot vier Wechsel vor: Svenja Huth fehlte angeschlagen, Torschützin Jule Brand, Ewa Pajor und Lynn Wilms nahmen auf der Bank Platz. Für sie spielten Hagel, Jonsdottir, Fenna Kalma und Joelle Wedemeyer.

Lena Oberdorf: „Wir sind sehr glücklich mit den drei Punkten“

Doch erst einmal war es nicht sonderlich berauschend, was der VfL auf Platz 11 des Weserstadions zauberte. Viele Fehlpässe und Ungenauigkeiten im Aufbau, von Torgefahr war zunächst so gar nichts zu sehen. Den Kater nach der rauschenden Pokalparty schien die Mannschaft in Bremen erst einmal aus den Kleidern schütteln müssen.

Auch Oberdorf gab zu: „Man hat uns schon angemerkt, dass wir lange gefeiert haben. Aber man muss auch erst mal nach Bremen fahren und dann das Spiel gewinnen. Wir sind sehr glücklich mit den drei Punkten.“ Stroot sagte: „Wir wussten, dass es erst einmal schwierig werden würde, aber wir wollten diese Gewinnermentalität wieder auf den Platz bringen. Und das haben wir geschafft.“

Werder marschiert nach vorne, doch nur der VfL Wolfsburg trifft

Zunächst war es aber erst einmal Werder, das nach vorne marschierte: Nach einer Ecke von Nina Lührßen wurde es das erste Mal brandgefährlich im Wolfsburger Strafraum. Und die Gastgeberinnen legten nach, wurden von Minute zu Minute mutiger: VfL-Keeperin Merle Frohms parierte Tuana Mahmouds Schuss aufs kurze Eck, genauso wie Saskia Matheis‘ Versuch aus rund 30 Metern.

Vor allem über die Außen kam Werder immer wieder schnell nach vorne, Wedemeyer und Nuria Rabano waren nicht auf der Höhe. Als Michelle Weiß auf der rechten Seite maschierte, rettete Kathrin Hendrich in der Mitte in höchster Not.

Doch die Wölfinnen überstanden die starke Werder-Drangphase, und gingen mehr oder weniger aus dem Nichts dann doch noch selbst in Führung. Nach einer Wedemeyer-Ecke kam der Ball irgendwie zu Oberdorf. Und die im Pokalfinale gegen ihren künftigen Klub so überragende Nationalspielerin drückte den Ball aus wenigen Zentimetern per Kopf über die Linie - die extrem schmeichelhafte Pausenführung für den Cup-Champion.

Hin und her nach der Halbzeit: Doch nur die Wolfsburgerinnen treffen auch das Tor

Der bekam nach der Pause etwas mehr Zugriff und Spielkontrolle. Alexandra Popps Freistoß aus 18 Metern strich aber genauso knapp vorbei wie Dominique Janssens Kopfball nach einer Freistoßflanke von Brand. Und der VfL-Joker probierte es kurze Zeit darauf nach einem weiten Ball selbst, verzog aber deutlich.

Die Bremerinnen blieben trotzdem gefährlich - nach einer interessanten Eckballvariante: Mahmoud dribbelte von der Eckfahne Richtung Tor, schoss dann aber hauchdünn am zweiten Pfosten vorbei. Es war eine von mehreren Werder-Großchancen zum Ausgleich.

Noch kurioser wäre es gewesen, wenn Popp kurz darauf aus gut 30 Metern von der Außenlinie getroffen hätte. Bei ihrem Überraschungsversuch rutschte Werder-Torhüterin Livia Peng weg, lenkte den Ball trotzdem noch zur Ecke.

Es war jetzt ein Spiel mit komplett offenem Visier, in dem es hin- und herging. Weidauers Schuss wurde noch leicht abgefälscht - vorbei. Als Sveindis Jonsdottir auf Werders Keeperin zulief, wurde sie in letzter Sekunde von Michaela Brandenburg abgegrätscht. Und doch machte die isländische Nationalspielerin kurz darauf den Deckel auf den Sieg. Nach einer scharfen Hereingabe Oberdorfs drückte sie den Ball über die Linie. Und jetzt setzten die Wolfsburgerinnen weiter nach: Chantal Hagel markierte noch das dritte Tor - der knappe Spielverlauf war jetzt komplett auf den Kopf gestellt.

Ebenfalls wichtig: Lena Lattwein gab nach dreimonatiger Verletzungspause in der Schlussphase ihr Comeback. Stroot sagte: „Ich bin froh, dass wir sie zurückhaben und Lena direkt wieder mit einem gewissen Selbstverständnis auf dem Platz steht.“

Gegen Essen wird noch mal gefeiert

Am Ende war‘s egal; für beide Mannschaften ging es um nichts mehr. Vizemeister VfL trifft nun am letzten Spieltag noch auf die SGS Essen (Pfingstmontag, 20. Mai, um 15.30 Uhr). Dann werden die Wolfsburgerinnen auch mit den Fans den Pokalsieg feiern. Eine Party auf der Bühne am Rathaus wird es in diesem Jahr nicht geben. Bürgermeister Dennis Weilmann empfängt die Pokalsiegerinnen am Dienstagmorgen. Stroot sagt mit Blick auf die Woche vor Essen: „Nach den intensiven vergangenen Tagen ist es wichtig, jetzt auch mal kurz zu regenerieren und dann den Fokus auf das letzte Saisonspiel zu richten.“

Spiel kompakt:

Werder Bremen: Peng (86. Etzold) - Weiß (82. Kunkel), Ulbrich, Brandenburg, Lührßen - Matheis (65. Bernhardt), Dieckmann (82. Sehan), Wirtz, Mahmoud - Hahn (46. Wichmann), Weidauer.

VfL Wolfsburg: Frohms - Wedemeyer, Hendrich (55. Hegering), Janssen, Rabano (86. Nemeth) - Oberdorf, Hagel (86. Xhemaili), Popp - Endemann (55. Brand), Kalma (70. Lattwein), Jonsdottir.

Tore: 0:1 Oberdorf (41.), 0:2 Jonsdottir (83.), 0:3 Hagel (85.).

Gelbe Karten: Bernhardt / -.

Schiedsrichterin: Anna-Lena Heidenreich (Lübeck).

Zuschauer: 3478 auf Platz 11.