Berlin. Bis 200 Euro pro Jahr: Kontoführungsgebühren sind bei einigen Banken teuer. Ein Wechsel ist dann sinnvoll – doch viele Kunden zögern.

Wie viel die Deutschen jährlich für ihr eigenes Girokonto ausgeben müssen, hängt stark davon ab, bei welcher Bank sie Kunden sind. Das hat eine neue Umfrage des Vergleichsportals Verivox herausgefunden, die dieser Redaktion vorab vorliegt. Demnach zahlen mehr als ein Viertel aller Sparkassen-Kunden jährlich 100 Euro und mehr für ihr Konto. Bei anderen Banken mit Filialgeschäft ist dieser Anteil hingegen nur etwa halb so groß. Am seltensten seien Kontokosten in dreistelliger Höhe bei den sogenannten Direktbanken, die kein eigenes Filialnetz betreiben, so die Umfrage, die Verivox-Angaben zufolge repräsentativ ist.

Insgesamt zahlen laut der Befragung gut 18 Prozent der Deutschen mindestens 100 Euro im Jahr für ihr hauptsächlich genutztes Girokonto. Bei 14 Prozent der Befragten belaufen sich die jährlichen Gebühren auf 100 bis 200 Euro, vier Prozent zahlen sogar noch mehr. „Sparkassenkundinnen und -kunden verfügen mit Abstand am häufigsten über ein teures Girokonto mit jährlichen Gebühren in dreistelliger Höhe. In dieser Gruppe gibt mehr als ein Viertel der Befragten entweder 100 bis 200 Euro (21 Prozent) oder sogar über 200 Euro pro Jahr (6 Prozent) fürs Konto aus“, heißt es in den Umfrageergebnissen.

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Die Frage, warum bei einzelnen Banken Gebühren höher sind, lässt sich Experten zufolge einfach beantworten. „Ein weit verzweigtes Filialnetz zu betreiben, ist für Kreditinstitute mit Kosten verbunden, die sie über die Kontogebühren auf ihre Kundschaft umlegen“, sagte Oliver Maier, Geschäftsführer der Verivox Finanzvergleich GmbH, dieser Redaktion. „Die Studiendaten zeigen aber, dass es auch unter den Geldhäusern mit Filialgeschäft große Unterschiede bei den Kontokosten gibt.“

Girokonto: Hohe Gebühren von 100 bis 200 Euro im Jahr sind keine Ausnahme

Der Deutscher Sparkassen- und Giroverband (DSGV), die Dachorganisation der deutschen Sparkassen, weist auf Anfrage darauf hin, dass die 351 Sparkassen in Deutschland geschäftspolitisch eigenständige Institute sind. „Sie legen die Entgelte für ihre Dienstleistungen und Services eigenständig fest“, so ein DSGV-Sprecher.

Großes Filialnetz, aber auch höhere Kontoführungsgebühren: Kunden bei Sparkassen müssen meistens eher mehr Geld fürs Girokonto ausgeben.
Großes Filialnetz, aber auch höhere Kontoführungsgebühren: Kunden bei Sparkassen müssen meistens eher mehr Geld fürs Girokonto ausgeben. © picture alliance / Schoening | Schoening

Mit Blick auf den höheren Anteil an Sparkassen-Kunden mit Kontokosten von 100 Euro und mehr im Jahr sagte er weiter: „Ein Sparkassen-Girokonto ist heutzutage ein wahres Power-Paket mit ganz vielen unterschiedlichen Services. Und die müssen auch fair bepreist werden.“ Darüber hinaus hätten Sparkassen mit über 21.000 Geräten das größte Geldautomatennetz Deutschlands und würden mit rund 10.700 Filialen in etwa so viele Filialen wie die Discounterketten Aldi und Lidl zusammen betreiben.

Trotz höhere Kontokosten: Viele Sparkassen-Kunden wollen eher nicht wechseln

Bei anderen Filialbanken liegt die jährliche Gebührenlast der Kunden, so die Umfrage, wesentlich seltener als bei den Sparkassen im dreistelligen Bereich: Nur 14 Prozent der Befragten mit einem Konto bei einer privaten Filialbank wie der Deutschen Bank, Commerzbank oder der Hypo-Vereinsbank kommen auf jährliche Kontokosten von mindestens 100 Euro. Unter den Kunden der genossenschaftlichen Volks- und Raiffeisenbanken, PSD Banken und Sparda-Banken zahlen ebenfalls nur 14 Prozent 100 Euro oder mehr fürs Konto.

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Sorgen machen müssen sich der Befragung zufolge aber weder Sparkassen noch Volksbanken, denn viele Kunden wollen wegen der vergleichsweisen hohen Kontokosten nicht ihr Geldhaus verlassen. Nur rund ein Drittel (jeweils 34 Prozent) der Sparkassen- und Volksbankkunden würde bei vergleichsweise moderaten Gebührenerhöhungen um bis zu 25 Euro jährlich einen Bankwechsel erwägen. Bei den Privatbanken mit Filialgeschäft (42 Prozent) und den Direktbanken (60 Prozent) ist dieser Anteil wesentlich höher.

Für 16 Prozent der Sparkassenkunden und sogar 18 Prozent der Befragten mit Girokonto bei einer Genossenschaftsbank käme ein Bankwechsel keinesfalls infrage – ganz egal, wie sehr die Kontokosten steigen.