Wolfenbüttel. Im Kreisfinanzausschuss wird am Dienstag über die Förderung von Dorfgemeinschaftshäusern beraten.

Als Ohrumer Einwohner hat Kreistagsmitglied Arnfred Stoppok besonders aufmerksam die Ablehnung eines Antrages der Gemeinde Ohrum an den Kreis zu einer Bezuschussung des Neubaus eines Dorfgemeinschaftshauses (DGH) mitverfolgt. Der Fraktionsvorsitzende der Linken nahm dabei überraschend zur Kenntnis, dass es vom Landkreis seit über 15 Jahren keine Zuschussmöglichkeit mehr für den Neubau beziehungsweise die Sanierung eines Dorfgemeinschaftshauses mehr gibt. Stoppok erfuhr: Die Förderung von Dorfgemeinschaftshäusern wurde vor 15 Jahren im Rahmen der Haushaltskonsolidierung abgeschafft. Es gibt nur eine Ausnahme: Nur wenn das DGH auch für sportliche Zwecke genutzt werde, kann es eventuell über die Sportförderrichtlinien des Landkreises geringe Zuschüsse geben.

150.000 Euro hatte sich die Gemeinde Ohrum vom Landkreis für den etwa 1,5 Millionen Euro teuren Neubau eines DGH erhofft. Inzwischen bekommt die Gemeinde aus einem Landesprogramm laut Stoppok 500.000 Euro. Auch mit dem Asse-Fonds wird über einen Zuschuss verhandelt, wusste das Kreistagsmitglied. Nur vom Landkreis wird es vorerst keinen Zuschuss geben, was auch den Vertretern der anderen im Kreistag vertretenen Fraktionen im Rahmen einer Finanzausschusssitzung im Frühjahr aufgefallen ist. Deshalb hatte Stoppok erwartet, dass ein Antrag zur Wiederaufnahme der Förderung von DGHs von einer der Fraktionen eingebracht wird. Als dies nicht geschah, habe die Linke die Initiative ergriffen und den Antrag in den Kreistag eingebracht. Vom Kreistag wurde er an die Fachausschüsse weitergeleitet, wo am Dienstag, 4. Juni, 18 Uhr, im großen Saal des Landkreisgebäudes nun über folgenden Antrag beraten wird: Die Landkreisverwaltung wird beauftragt Richtlinien für die Gewährung von Zuwendungen für Dorfgemeinschafts- und Mehrgenerationenhäuser in kommunaler Trägerschaft zu erarbeiten und dem Kreistag zur Beschlussfassung vorzulegen.

Im Ursprungsantrag hatten die Linken 10 Prozent der Investitionssumme zuzüglich fünf Prozent auf die am Kapitalmarkt beschafften und eingesetzten Eigenmittel als mögliche Förderhöhe durch den Landkreis genannt. Dazu erklärte Stoppok: „Der Zuschuss könnte auch höher ausfallen. Die Höhe des Zuschusses sollte jeweils vom vorgelegten Konzept für die künftige Nutzung des DGH abhängig sein.“ Ein Dorfgemeinschaftshaus sei enorm wichtig für die Bevölkerung im ländlichen Raum, meinte der Kreistagsabgeordnete. Ein DGH könnte ein Mehrgenerationenhaus sein, ein Seniorentreff. Aber man könnte dort auch eine Landarztpraxis integrieren oder für eine Gemeindeschwester einen Raum vorhalten. Auch als Umschlagplatz für Waren der regionalen Anbieter vom Programm „Marktplätze“ könne ein DGH dienen und so den Charakter einen örtlichen Treffpunkts für die ganze Gemeinde haben.

Auch im benachbarten Dorstadt steht das Thema DGH weit oben auf der Tagesordnung. Das dortige Dorfgemeinschaftshaus müsse dringend saniert werden, sagt Bürgermeister Bruno Polzin: „Es geht um energetische Sanierung und um Baumängel, die beseitigt werden müssen. Die Ohrumer hoffen, dass die sie dafür Geld aus einem Dorferneuerungsprogramm des niedersächsischen Landwirtschaftsministeriums erhalten. Die Samtgemeinde Oderwald nimmt an dem Programm teil. Die Dorstädter wollen in diesem Rahmen zwei Projekte anmelden. Das erste ist die Sanierung der Straße Alter Holzweg. Das zweite soll das DGH werden. „Wir bekommen einen Zuschuss.“ Wie hoch dieser sein werde, könne er aber nicht sagen. Auch die Sanierungskosten stehen laut Bürgermeister noch nicht fest. Ein Architekt erarbeite derzeit das Konzept. Im Normalfall müsse die Gemeinde alle Sanierungskosten tragen. In der Kasse sei aber wenig Geld dafür. In Dorstadt beteiligten sich aber auch alle Vereine, die das DGH nutzen, an den Kosten. Das seien vergleichsweise kleine Beiträge. Einigen Vereinen falle es dennoch nicht leicht, sie zu erbringen. Es ei aber Konsens, dass man das DGH als sozialen Treffpunkt im Dorf erhalten wolle. Zehn Prozent Zuschuss vom Landkreis könnten da eine große Hilfe sein. „Ich würde das Geld gerne nehmen“, sagt der Bürgermeister.

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In der Gemeinde Schladen-Werla stand vor rund zwei Jahren die Erneuerung des Werlaburgdorfer Dorfgemeinschaftshauses auf dem Programm. Es ging unter anderem um energetische Sanierung und eine behindertengerechte Ausstattung. Zudem wurde auch noch die Küche modernisiert. Die Gemeinde habe vor der Alternative gestanden das Gebäude abzureißen und das Grundstück zu verkaufen, abzureißen und neu zu bauen oder das alte Gebäude zukunftssicher zu sanieren, berichtete Bürgermeister Andreas Memmert damals. Für Letzteres habe man sich entschieden. Das Projekt schlug mit 590.000 Euro zu Buche. Einen Großteil davon steuerte der Bund aus Fördermitteln für energetische Sanierung bei.