Wolfsburg. Neue Visionen für eine umwerfende Innenstadt der Zukunft liefert das Büro Urbanista. Was wohl der Wolfsburger Rat dazu sagt?

Einen Masterplan für die Wolfsburger Innenstadt hat der Rat bei der Wolfsburg Wirtschaft und Marketing Gesellschaft in Auftrag gegeben. Erhalten hat er stattdessen eine Vision. Im „Kompass Innenstadt“ zeichnet das Stadtentwicklungsbüro Urbanista eine geradezu märchenhafte Zukunft von der City der Zukunft. Konkrete Veränderungsschritte werden aber auch vorgeschlagen.

„Zukunft frei denken“ lautete die Devise, die in gedanklichen Entwürfen einer „Downtown Wolfsburg“ in der nördlichen Innenstadt, eines „Wohnzimmer Wolfsburgs“ in der Mittleren Porschestraße und eines schillernden Südkopfes münden. „Die nachfolgenden Visionen, Ziele, Aufgaben scheinen in ihrer Summe ambitioniert zu sein“, räumen die Autoren des 19-seitigen Dokumentes ein. Über einen langfristigen Zeitraum, an anderer Stelle ist von 15 bis 25 Jahren die Rede, seien die Ideen jedoch durchaus denk- und realisierbar.

Schillernde Visionen von der Innenstadt der Zukunft

In der nördlichen Innenstadt von Wolfsburg soll ein Stadteingang entstehen, der Besucher aus aller Welt umhaut.
In der nördlichen Innenstadt von Wolfsburg soll ein Stadteingang entstehen, der Besucher aus aller Welt umhaut. © regios24 | Sebastian Priebe

Rund um den Hauptbahnhof, am Nordkopf und an der Heinrich-Nordhoff-Straße soll demnach spätestens im Jahr 2048 eine moderne Kulisse Besucher aus aller Welt zum Staunen bringen. Angesagte Lokale und Schaufenster zur Volkswagen-Welt, KI-gesteuerte Licht- und Wasserinstallationen und ein aufgeppter Phaeno-Vorplatz, Arkaden und neue Geschäfte, einen Busverkehr auf Bestellung sowie Bars auf den Dächern stellen sich die Stadtentwickler hier vor. Außerdem Start-ups und Bürger, die es ins Freie treibt: „Vereinzelt lassen sich Menschen beobachten, wie sie am Morgen meditieren oder Arbeitskolleg*innen zum Freiluftkochen einladen.“

Für die Mittlere Innenstadt wird eine Umnutzung leerstehender Obergeschosse zu Wohnungen vorgeschlagen. Durch eine Verdreifachung der Bevölkerung soll das Quartier jederzeit trubelig und lebendig sein. In und an den Pavillons schwebt den Autoren ein Spielplatz vor, in den Ladenlokalen sehen sie lokale Waren, Mini-Supermärkte, Pop-Up-Stores.

Ein Street-Food-Basar gehört ebenso zur Zukunftsvision wie ein Blumenladen, der an den Wochenenden als Bar fungiert. Gründächer und bepflanzte Fassaden sollen im Sommer die Hitze abmildern. Durch Straßensperrungen und Schrittgeschwindigkeit werde die Innenstadt auch für Kinder zu einem „Safe Space“, zum sicheren Ort. Das neue Bildungshaus ist nun zwischen nördlicher und mittlerer Porschestraße angedacht.

Grüne Oase am Südkopf und Stadthäuser am Schillerteich

Der Südkopf soll ein schillernder kultureller Hotspot und grüne Oase werden.
Der Südkopf soll ein schillernder kultureller Hotspot und grüne Oase werden. © regios24 | Lars Landmann

Einzigartig und schillernd stellt man sich den Südkopf vor. Mit einem Kulturfestival, Installationen, temporären Ausstellungen und Performances soll er noch mehr als heute kultureller „Hot-Spot“ der Innenstadt sein. Ein sich vom Rathausvorplatz über den größten Teil der südlichen Porschestraße erstreckender Garten dient in dieser Vision als grüne Oase, die von den Bürgern selbst gepflegt wird.

Auf einem Wochenmarkt mit Designanspruch sollen sich neben regionalen Händlern auch Vereine und lokale Einrichtungen präsentieren. Das Rathaus ist einer der modernsten Arbeitsplätze der Stadt, das Alvar-Aalto-Kulturhaus eine Bürgerbegegnungsstätte. Am Schillerteich stehen neue Stadthäuser, der Weg vom Rathausplatz dorthin ist in dieser Zukunft ein Stadtpark.

Bars auf den Dächern und Freiluftkino im Hinterhof

Um sich dieser Vision zu nähern, stehen den Wolfsburgern – wenn der Rat zustimmt – so manche Aufgaben bevor. So sollten Bauvorhaben laut dem von Urbanista erstellten und unter Mitwirkung des Wirtschaftsdezernenten und WMG-Chefs Jens Hofschröer sowie anderer Mitarbeiter der Wolfsburg Wirtschaft und Marketing Gesellschaft entstandenen „Kompass Innenstadt“ nur noch genehmigt werden, wenn sie einen gesellschaftlichen Mehrwert versprechen. Angeregt wird unter anderem die Schaffung von überraschenden Orten wie Freiluftkinos, Gärten und Mini-Parkanlagen in Hinterhöfen, auf Parkplätzen und Dächern.

Ihr Newsletter für Wolfsburg & Region

Kostenlosen Newsletter bestellen und täglich das Neueste aus der Region im Postfach lesen.

Mit meiner Anmeldung zum Newsletter stimme ich der Werbevereinbarung zu.

Weitere Aufträge sind neue Veranstaltungen, flexibel nutzbare Gebäude und eine starke Nachverdichtung. Momentan sehen die Experten die Bevölkerungsdichte in der City noch auf Vorstadtniveau. Sie dringen zudem auf neue Formen des Seniorenwohnens, die Ansiedlung von Zulieferern und Tech-Firmen in der Innenstadt sowie eine Begrenzung der Parkplätze in der City.

Politik befasst sich im September mit den Ideen

Bevor es an die Umsetzung geht, entwickelt Urbanista den „Kompass Innenstadt“ aber erst einmal zu einem „Regiebuch“ mit Projekten weiter. Der Ortsrat Stadtmitte, der Strategieausschuss, der Verwaltungsausschuss und der Rat werden sich voraussichtlich im September mit den Zukunftsvisionen der Stadtentwickler beschäftigen. Eine öffentliche Aussprache ist momentan ausschließlich im Rat vorgesehen.

Bezahlt wird das Konzept für die Wolfsburger Innenstadt mit Mitteln aus dem niedersächsischen Förderprogramm „Perspektive Innenstadt!“. Die Europäische Union hatte Gelder bereitgestellt, um Kommunen bei der Bewältigung der Pandemiefolgen zu unterstützen.