Braunschweig. Das „East Usagi Café“ im Östlichen Ringgebiet will ganz ohne Weizen überzeugen. Die Betreiber haben große Pläne für die Zukunft.

Im „East Usagi Café“ spielt Betreiber Mario Mein mit dem Feuer: Bevor er den Käsekuchen serviert, flambiert er den Zucker darauf wie bei einer Crème brûlée. Bei der Kostprobe tritt sofort die Vanillenote des vollmundigen Kuchens in den Vordergrund, der karamellisierte Zucker gibt ihm eine bitter-süße Note, beim Kauen splittert die Kruste im Mund.

Die Besonderheit: Der Käsekuchen ist komplett glutenfrei, kommt also ohne Weizen oder anderes Mehl mit dem Klebereiweiß Gluten aus, anders als etwa der Boden beim klassischen deutschen Käsekuchen. Mit dem „East Usagi“ hat Mario Mein mit seinem Geschäftspartner Sebastian Jeanvré kürzlich das erste rein glutenfreie Café in Braunschweig eröffnet. Seit Anfang August ist das Café am Altewiekring im Backsteinbau der ehemaligen Mars-La-Tour-Kaserne beheimatet.

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East Usagi Café: Bewusste Küche statt Verzicht

Die Karte des „Usagi“ befindet sich noch im Aufbau. Sie reicht von Frühstück à la Carte über das Mittagessen bis zu Kaffee und Kuchen am Nachmittag. Weizen, Roggen oder ähnliche glutenhaltige Mehle sucht man vergebens – auch bei Brötchen oder Crêpes. Aber eigentlich soll das gar nicht im Vordergrund stehen: „Verzicht soll bei uns keine Rolle spielen, sondern eine bewusste Küche mit gutem Geschmack“, sagt Mein.

Dennoch nimmt es Mein mit dem Verzicht auf Weizen sehr ernst, hat beim Aufbau der Gastro-Küche auf gebrauchte Teile verzichtet. „Wir wollen die Kontaminierungsgefahr möglichst gering halten“, sagt er. „Gebrauchte Dunstabzugshauben können etwa noch Weizenrückstände vorweisen, wenn der Vorbesitzer damit gekocht hat“, so Mein.

Die Idee für ein glutenfreies Café kamen ihm und Jeanvré, da ein Kind in ihrem Umfeld unter Zöliakie leidet, einer lebenslangen Glutenunverträglichkeit. Bei den Erkrankten führt Getreideeiweißkleber zu Durchfall, Bauchschmerzen und Blähungen. „Das hat mich sehr betroffen, weil ich finde: Jedes Kind sollte Kuchen oder Kekse essen dürfen“, sagt Mein.

Honigwabenartige Regale und allerlei Kunstobjekte prägen das Ambiente im „East Usagi Café“
Honigwabenartige Regale und allerlei Kunstobjekte prägen das Ambiente im „East Usagi Café“ © bz | Peter Sierigk

Beim Betreten des Cafés ist direkt der Einfluss von asiatischer und amerikanischer Pop-Kultur auf die Einrichtung erkennbar. Der Name des Cafés „Usagi“ ist japanisch und bedeutet Hasen. „Der Hase steht für mich für ein Verbindungsglied zwischen der echten Welt und der Fantasiewelt“, sagt Mein und verweist auf die Geschichte von „Alice im Wunderland“ oder „Matrix“. Japanische und US-amerikanische Graphic Novels, eine mit dem Comic verwandte Form gezeichneter Romane, stehen in den Regalen rund um die Tische. Im Eingangsbereich steht ein lebensgroßer „Spider-Man“ vom Künstler Maik Rademacher.

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Auch kulinarisch bringt Mein, der philippinische Wurzeln hat, Inspiration aus der asiatischen Küche mit ein. Ein Beispiel: Harusame, ein japanischer Glasnudelsalat, dessen Nudeln durch Kurkuma eine goldene Farbe bekommen. Der 37-jährige Braunschweiger verfügt über jahrzehntelange Erfahrung in der Gastronomie, arbeitete etwa im Seminarius Hotel in Wenden, in der Kantine vom Möbelhaus Porta oder zuletzt im Miner‘s Coffee in den Schloss-Arkaden.

„Usagi“ will Kiezcharakter im Östlichen Ringgebiet stärken

Geschäftspartner Sebastian Jeanvré hat einen Doktor der Ingenieurswissenschaften und führt im Hauptberuf Umweltkanzlei, die unter anderem Firmen unterstützt, Schiffe und Hochöfen und andere Maschinen nachhaltig zu verschrotten. .

Im Hinterhof der ehemaligen Kaserne soll eine Terrasse für das Usagi entstehen. Gegenüber hat das Junge Staatstheater Räumlichkeiten bezogen.
Im Hinterhof der ehemaligen Kaserne soll eine Terrasse für das Usagi entstehen. Gegenüber hat das Junge Staatstheater Räumlichkeiten bezogen. © bz | Peter Sierigk

Die beiden haben noch große Pläne mit dem Café. Eine Terrasse im Innenhof der Kaserne ist geplant. Im großen Eingangsbereich vor dem Café sollen auch Kulturveranstaltungen mit Musik und Lesungen stattfinden. Angedacht sind außerdem Vernissagen, denn im Café ist Platz für Gemälde, auf den sich Künstler dann bewerben können. Gemeinsam mit anderen Cafés im Östlichen Ringgebiet will Mein den Kiezcharakter des Viertels stärken. Im Sinne eines „Pop-Up“-Konzeptes will das „Usagi“ Gastköchen für Veranstaltungen mit speziellen Menüs einen Raum bieten. Als Erstes zu Gast sein soll die „Kitchenbox Dao“. Das kleine asiatische Restaurant eröffnete Frühling dieses Jahres in der Fußgängerzone am Damm.