Osterode am Harz. Die 3-jährige Luana leidet an einem Hirntumor. Eine Spendenaktion soll helfen: Im Interview erzählt die Initiatorin von der Schock-Diagnose.

Die dreijährige Luana aus Hann. Münden ist an Krebs erkrankt – ein Hirntumor, ein sogenanntes Medulloblastom, bedroht ihr noch so junges Leben. Sonja Heuer aus Osterode am Harz ist die Cousine ihrer Mutter. Sie sorgt sich nicht nur um Luanas Leben, sondern weiß auch um die Belastungen, die auf die Familie jetzt einstürzen. Um die Bürde für sie ein wenig aufzufangen, startet die Intensivpflegerin einen Spendenaufruf auf dem Internetportal „Go Fund Me“: Mindestens 10.000 Euro hofft sie so zu sammeln – vielleicht auch mehr. Damit Luana und ihre Familie wenigstens eine Sorge weniger haben, denn während der mehrmonatigen Behandlung wird Luanas Mutter wahrscheinlich nicht arbeiten können. Am Telefon erzählt Sonja Heuer im Interview, wie sich die Ereignisse zugetragen haben und welche Hoffnungen sie für die Zukunft hegt.

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Frau Heuer, wie haben Sie von Luanas Erkrankung erfahren?

Es ging alles Anfang April los. Am Anfang musste sich Luana oft übergeben und der Kinderarzt sagte, dass es wahrscheinlich ein Magen-Darm-Infekt ist. Das fand meine Cousine merkwürdig, weil sie bis dahin nie wirklich krank gewesen war. Am Wochenende darauf bekam Luana Unsicherheiten beim Gang, fing an zu torkeln. Daraufhin sind sie an die Uniklinik (UMG) in Göttingen gefahren, wo man zunächst dachte, dass sie an Flüssigkeitsmangel leidet, weil sie da ja schon kaum was in sich behalten hatte. Weil es danach nicht besser wurde, sind sie ein zweites Mal an die UMG gefahren. Der Oberarzt hatte schließlich eine Vermutung und hat ein MRT veranlasst. Und nach kurzer Zeit wurde meine Cousine dazugeholt, weil sich der Verdacht bestätigt hatte. Das war am 18. April.

Und dann ging alles sehr schnell, nicht wahr?

Ja. Am 23. April wurde der Tumor schon entfernt und am 26. lag dann die endgültige Diagnose vor, dass der Tumor bereits Metastasen gebildet hatte. Dann hat mich meine Cousine direkt angerufen. So habe ich davon erfahren.

Wie war Ihre erste Reaktion, als Sie von der Erkrankung erfahren haben?

Ich war einfach geschockt. Ich habe es nicht so richtig realisiert, und hab es noch immer nicht, glaube ich. Es ist einfach sehr, sehr hart. Man kann sich das gar nicht vorstellen. Sie war bisher so ein fröhliches Kind, das viel gelacht hat, und so gerne ihre Schoki aß.

Luanas Mutperlenkette für ihre Zeit in Behandlung.
Luanas Mutperlenkette für ihre Zeit in Behandlung. © Sonja Heuer | Privat

Gab es denn vorher schon Anzeichen für ihre Erkrankung?

Nein, überhaupt nicht. Tatsächlich handelt es sich bei dem Tumor um eine Sorte, die sehr schnell wächst und sich über das Hirnwasser verbreitet. Das muss wohl alles innerhalb von zwei Monaten passiert sein. Deswegen auch die komplexe Therapie: Erst eine Chemo-Therapie in Göttingen – die läuft aktuell bereits – dann eine Bestrahlungsbehandlung in Essen, denn es gibt leider nur drei Kliniken in Deutschland, die eine Bestrahlungsbehandlung für kleine Kinder anbieten. Danach muss sie dann nochmal zur Chemo-Therapie in Göttingen.

Gibt es eine Einschätzung der Ärzte, wie die Chancen sind? 

Tatsächlich wird da gar nicht drüber geredet. Die Diagnose ist da und die Therapie wird jetzt gemacht. Und wir alle versuchen, so positiv wie möglich in die Zukunft zu sehen.

Wie kam Sie auf die Idee, Spenden zu sammeln?

Wir waren vor ein paar Wochen zu Besuch meiner Cousine und Luana. Im Gespräch merkt man, woran sie gerade zu knabbern haben. Zum Beispiel: Wir machen sie das mit dem Beruf? Müssen sie die ganze Zeit im Krankenhaus bleiben, oder dürfen sie auch mal nach Hause? Kann meine Cousine überhaupt arbeiten gehen in der Zeit? Ich habe gemerkt, dass der Job ein richtig blödes zusätzliches Thema ist. Und so kam mir die Idee, einen Spendenaufruf zu starten, um ihr wenigstens diese Sorge ein bisschen nehmen zu können. Ich habe dann recherchiert und festgestellt, dass es über Plattformen wie GoFundMe gar nicht so schwierig ist.

 Wie hat Ihre Cousine reagiert?

Ich habe im Vorfeld natürlich mit ihr gesprochen, ob das in Ordnung für sie ist – alleine hätte sie das wahrscheinlich auch niemals gemacht. Ich wollte, dass sie den Fokus ganz auf die Zeit mit Luana im Krankenhaus richten kann, und sich nicht noch im Hintergrund mit der Spendenkampagne befassen muss. Sie hat sich extrem gefreut und ist sehr dankbar. Und auch ich bin immer noch sprachlos, wie weite Kreise das jetzt schon gezogen hat. Am 4. Mai habe ich die Aktion online gestellt. Heute, am Dienstag, 14. Mai, sind wir schon bei 9.700 Euro. Ich hatte damals nur geguckt, wie viel man im Monat wohl so bräuchte, wenn die Therapie etwa sechs Monate anhält. Ich hätte nicht gedacht, dass es so schnell geht. Wir schauen jetzt aktuell wie es sich entwickelt und haben unser Ziel auf 15.000 Euro erhöht aktuell.

Luanas Begleiter in der Klinik: Dr. Hase.
Luanas Begleiter in der Klinik: Dr. Hase. © Sonja Heuer | Privat

Wie geht es Luana aktuell?

Die Chemo läuft bereits, am 6. Mai hat sie dafür einen sogenannten Broviac-Katheter bekommen. Aber ihr Zustand ändert sich aktuell eigentlich jeden Tag – jede Visite ist anders. Und man merkt schon, dass sie ein bisschen ängstlicher wird, und dass sie ziemlich viel in Ruhe gelassen werden möchte. Ansonsten ist es immer unterschiedlich: An manchen Tagen ist Essen und Trinken eine ziemliche Katastrophe. Manchmal hat sie dann große Lust auf Pommes – die letzten zwei Abende gab es so eben Pommes für sie. Meine Cousine freut sich einfach nur, wenn sie etwas isst.

Was wünschen Sie sich für die Zukunft?

Ich wünsche mir aktuell nur, dass sie die Chemo gut verkraftet, dass sie nicht so wahnsinnig darunter leiden muss, und dass die Therapie schnell anschlägt und sie bald wieder nach Hause darf. Und natürlich, dass alles positiv ausgeht – was es auch wird. Luana und meine Cousine sind mir sehr wichtig, ich habe sie einfach so wahnsinnig lieb.

Spendenaktion für die Krebskranke Luana

Zum Dienstagabend, 18 Uhr, hatte die Spendenkampagne für Luana bereits 10.200 Euro von 102 Personen erreicht. Das Limit für die Aktion wurde daher auf 15.000 Euro erhöht, wie die Organisatorin Sonja Heuer erklärt.

Wenn Sie ebenfalls für Luana spenden möchten, finden Sie alle relevanten Informationen auf der GoFundMe-Seite im Internet: www.gofundme.com/f/unterstutzung-fur-schwere-zeiten

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