Herzberg. Das Nest umgedreht, die Eier im Wasser: Jemand hat am Ufer des Herzberger Jues gewütet. Was passiert ist und was jetzt wichtig ist.

Das sichere Nest umgedreht und zerstört, die noch gar nicht ausgebrüteten Eier im Wasser: Mitglieder des Juesseehilfe Vereins haben am vergangenen Mittwoch einen ungeheuerlichen Vorgang öffentlich gemacht: Bislang unbekannte Täter haben das Nest des am See brütenden Teichhuhns umgeworfen und zerstört, die darin vermeintlich sicheren Eier schwammen im See.

„Wir haben uns schon gewundert, warum das Teichhuhn was gebrütet hat, alleine ohne Nachwuchs auf dem See schwimmt und ununterbrochen ruft.“

Juessehilfe Verein

In dem dazugehörigen Post auf der Facebookseite des Vereines heißt es: „Wir haben uns schon gewundert, warum das Teichhuhn, was gebrütet hat, alleine ohne Nachwuchs auf dem See schwimmt und ununterbrochen ruft.“ Passanten hatten einige Tage zuvor den Schaden gesehen, doch waren unsicher, an wen man sich wenden kann. „Es wurde uns heute berichtet von einige Passanten, die die letzte Woche beobachtet haben, dass das Nest absichtlich umgedreht wurde und die Eier im See schwammen.“

Vandalismus am Jues: kein Einzelfall

Wer für das Drama am Jues verantwortlich ist, ist unklar. Doch für Manuela Voigt vom Juesseehilfe Verein ist das kein Einzelfall. „Den Leuten ist das egal“, sagt sie im Gespräch mit dem Harz Kurier, obwohl sie gleich danach versichert: 90 Prozent der Spaziergänger verhalten sich rücksichtsvoll. Aber - von Vandalismus am Jues und vor allem gegenüber der dort lebenden Tiere kann Manuela Voigt viel erzählen. Sie versteht das nicht und sagt: „Die Tierwelt muss doch geschützt werden.“

Wie verhält man sich rücksichtsvoll am Jues in Herzberg?

Der Verein hat sich genau das vor allem rund um den Herzberger Stadtsee auf die Fahnen geschrieben. Die Mitglieder sind daher oft hier anzutreffen. Sie beobachten aber auch immer öfters Menschen, die sich nicht an die am See geltenden Regeln halten.

Das sind die Regeln:

  • Mit dem Fahrrad rät Voigt dazu, Schritt zu fahren. Das erhöht die Sicherheit für die Radfahrer und für andere Spaziergänger
  • Hunde müssen rund um den Jues das gesamte Jahr an der Leine laufen. Hunde an Schleppleinen mit mehr Radius zum Laufen könnten dabei aber den im Schilf lebenden und brütenden Wasservögeln gefährlich werden
  • Am kleinen Jues darf niemand schwimmen, auch Hunde dürfen hier nicht ins Wasser, ebenso ist das Angeln hier nicht erlaubt, man darf nicht Boot fahren oder schwimmen. Er gilt als Rückzugsort und Schutzzone für die Wasservögel und anderen Wildtiere am Jues.
  • Auch im „großen“ Jues dürfen Hunde nur an der Leine ins Wasser
  • Rund um den See gibt es Schilder, die auf diese und weitere Verhaltensregeln hinweisen

Diese Verhaltensregeln hat nicht der Verein aufgestellt, sondern sie finden sich in der Ordnung der Stadt Herzberg.

Das Dauerthema am Jues: die Schwäne

Für Aufregung und Diskussionen in Herzberg sorgen auch immer wieder die Schwäne. Auch diese Wildtiere leben schon seit Jahren am Jues und gehören mittlerweile fast zum Inventar am See.

In den vergangenen Tagen haben insgesamt neun Schwanenküken das Licht der Welt erblickt. Wann genau die Tiere aus der Schale geschlüpft sind, kann Manuela Voigt gar nicht sagen. Sie erklärt: „Sie bleiben nach dem Schlupf immer noch ein paar Tage auf dem Nest. Es schlüpfen auch nicht alle gleichzeitig. Aus diesem Grund haben wir erst gestern Mittag sechs gezählt und gesehen und am Abend neun. Aber das ist alles normal.“

Schwäne am Jues: Dramatischer Streit unter Wildtieren

Glückliches Familienleben auf dem Jues also. Das sah in der vergangenen Woche aber noch anders aus: Fremde Schwäne waren auf dem Jues gelandet, heftige Revierkämpfe waren die Folge. Das ging sogar so weit, dass die Tiere gegenseitig versucht haben, sich zu töten. Die Mitglieder vom Verein Juesseehilfe sind dazwischen gegangen und haben Frieden gestiftet- oder es zumindest versucht. Manuela Voigt erinnert sich und erklärt: „Das haben wir so noch nicht erlebt. Aber wir können damit umgehen.“ Daher habe man auch eingegriffen. Das sollte, warnt sie im Gespräch mit dem Harz Kurier, aber nicht jeder einfach so machen. „Man sollte sich informieren und Experten zurate ziehen, das tun wir hier auch immer, obwohl wir uns ja auch schon ein wenig auskennen.“

„Das haben wir so noch nicht erlebt. Aber wir können damit umgehen.“

Manuela Voigt, Juesseehilfe Verein

Der Streit hat sich übrigens am Ende von allein erledigt: Das neue Schwanenpaar hat aufgegeben und ist schon weiter gezogen, um sich ein neues Heim zu suchen.

Was tun, wenn man einem Schwan begegnet?

Weiter erklärt sie den Umgang vor allem mit den Schwänen, besonders jetzt, da sie Nachwuchs haben: „An Land, auf dem Weg rund um den Jues, sollte man den Tieren einfach aus dem Weg gehen.“ Denn die Tiere sind durchaus nicht nur auf dem Wasser unterwegs, sondern auch auf dem Spazierweg und an den umliegenden Straßen. „Und wenn die Vögel dann an der Straße sitzen, brauchen sie Hilfe. Sie können nämlich nicht aus dem Stand losfliegen und starten wie andere Vögel, sie brauchen Anlauf. Daher muss man dann eingreifen.“

Aber das sollte nicht einfach jeder tun. Denn Schwäne, so Voigt, sind Wildtiere. Für die bricht sie eine Lanze: „Ja, Schwäne sind Wildtiere. Aber sie sind nicht aggressiv. Man sollte ihnen einfach nicht zu nahe kommen.“

„Ja, Schwäne sind Wildtiere. Aber sie sind nicht aggressiv. Man sollte ihnen einfach nicht zu nahe kommen.“

Manuela Voigt, Jusseehilfe Verein

Wer im und am Jues Wildtiere sieht, die Hilfe brauchen könnten, kann sich an den Verein wenden:

  • vorstand@juesseehilfe.de
  • Tel.: 0162/9363069
  • Kontakt zur Pflegestelle in Scharzfeld: 0151/59120603
  • Juessehilfe Verein

Hier können Sie schon einmal einen Blick auf die Schwanenküken vom Jues werfen:

Klickt Euch durch die Bilder: Das sind die Schwanenküken

Idyllisch: Am Juessee in Herzberg sind im Mai 2024 neun Schwanenküken geboren worden.
Idyllisch: Am Juessee in Herzberg sind im Mai 2024 neun Schwanenküken geboren worden. © Juesseehilfe Verein | Christian Sühs
Da sind die kleinen Racker
Da sind die kleinen Racker © Juesseehilfe Verein | Christian Sühs
Auch an Land sind die kleinen Schwäne schon gut unterwegs.
Auch an Land sind die kleinen Schwäne schon gut unterwegs. © Juesseehilfe Verein | Christian Sühs
Mama kümmert sich.
Mama kümmert sich. © Juesseehilfe Verein | Christian Sühs
Die Kleinen müssen jetzt lernen, wo und wie sie an ihr Futter kommen.
Die Kleinen müssen jetzt lernen, wo und wie sie an ihr Futter kommen. © Juesseehilfe Verein | Christian Sühs
Aber noch hilft der Mutterschwan. So fürsorglich sie sind - irgendwann verstoßen die Alttiere ihren Nachwuchs und dann müssen die Jungschwäne wissen, wie es läuft.
Aber noch hilft der Mutterschwan. So fürsorglich sie sind - irgendwann verstoßen die Alttiere ihren Nachwuchs und dann müssen die Jungschwäne wissen, wie es läuft. © Juesseehilfe Verein | Christian Sühs
Mama zeigt, wo es lang geht.
Mama zeigt, wo es lang geht. © Juesseehilfe Verein | Christian Sühs
Wenn sie so klein sind, bleiben die Küken zunächst nah bei ihrer Mutter.
Wenn sie so klein sind, bleiben die Küken zunächst nah bei ihrer Mutter. © Juesseehilfe Verein | Christian Sühs
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