Bad Sachsa. Wie Bad Sachsa mit einer polnischen Stadt den Fachkräftemangel bekämpfen – und dabei Europa zusammenbringen will. Ein Projekt, das aber auch Fragen aufwirft.

Fachkräftemangel ist auch in der Stadt Bad Sachsa ein Problem. Bei der Lösung will man einen kreativen Ansatz vorantreiben, der zugleich auch noch den Zusammenhalt in Europa stärken soll. Worum es geht? Im Südharz will man eine Städtepartnerschaft in Czerwionka-Leszczyny (Polen) vorantreiben. Bürgermeister Daniel Quade sieht darin die Option, eine Achse von Bad Sachsas Partnerstadt Castelnau-de-Médoc hin zur Uffestadt und weiter nach Czerwionka-Leszczyny (Polen) und deren ukrainischer Partnerstadt Dubno aufzubauen. Der Stadtrat hat in seiner jüngsten Sitzung eine vertiefende Zusammenarbeit beschlossen, doch unumstritten ist das Projekt nicht.

Idee der Partnerschaft zwischen Bad Sachsa und Polen entsteht im Urlaub

Ausgangspunkt für die Überlegungen eine weitere Städtepartnerschaft aufzubauen ist ein Zufall: Während seiner regelmäßigen Urlaubsaufenthalte im Harz nahm Wieslaw Janiszewski, Bürgermeister von Czerwionka-Leszczyny, Kontakt zu seinem Amtskollegen in der Uffestadt auf. Aus den Treffen entstand schließlich die Idee einer Zusammenarbeit beider Städte, die aufgrund der Invasion des russischen Militärs in der Ukraine eine komplett neue Bedeutung gewann. In Bad Sachsa sammelte man Anfang 2022 verschiedene Hilfsgüter, darunter auch Notstromaggregate, die zunächst nach Polen und dann weiter in die Ukraine gebracht wurden. Hier habe sich bereits gezeigt, wie gut man zusammenarbeite, erklärte Quade in der Sitzung. Nunmehr wolle man den nächsten Schritt gehen – auch da es bereits Besuche von Vertretern aus beiden Städten in der jeweils anderen gegeben habe.

Für Bürgermeister Daniel Quade ist es eine Zusammenarbeit, die viele Vorteile mit sich bringe. Beispielsweise könne man eben gezielt Fachkräfte in Polen oder auch der Ukraine ansprechen, um diese für ein Leben und Arbeiten in Bad Sachsa zu gewinnen. Aber auch im kulturellen Bereich sehe man Potenzial.

Das sagen die Fraktionen im Stadtrat von Bad Sachsa zur geplanten Städtepartnerschaft:

Unterstützung fand das Ansinnen bei der Mehrheitsgruppe von FDP/Grüne/Aktiv/BBB, wie auch der Gruppe CDU/Täuber. Lutz Rockendorf, Sprecher der Mehrheitsgruppe, betonte ebenso die Vorteile, die sich für Bad Sachsa in einer solchen Partnerschaft bieten würden. Dazu solle auch eine Deutsch-Polnische-Gesellschaft in der Uffestadt gegründet werden. Dies sei aber keine Konkurrenz zur bestehenden Deutsch-Französischen-Gesellschaft vor Ort. Deren Wirken sei einzigartig, „so etwas wird es nie wieder geben.“ Dem pflichtete auch der CDU-Fraktionsvorsitzende Werner Bruchmann bei. Es gebe vor Ort eine breite Basis in der Bevölkerung für eine solche Freundschaft - und natürlich werde man auch alles daran setzen, die Bürger in den Prozess einzubinden.

In der SPD-Fraktion fanden diese Worte - wie bereits bei einer Diskussion des Stadtrates über das Thema im Jahr 2022 keine richtige Zustimmung. „Wir sehen die Belastung für die Verwaltung, eine solche Partnerschaft angesichts der bereits bestehenden Aufgaben kritisch“, erklärt der Fraktionsvorsitzende Frank Kellner und ergänzt: „Czerwionka-Leszczyny hat 40.000 Einwohner und ist mit Bad Sachsa nicht zu vergleichen.“ Sein Stellvertreter Carsten Georg fand das Prozedere falsch. „Wir machen es gerade genau umgekehrt, wie es sein sollte. Erst gründet man eine solche Gesellschaft und schaut dann weiter.“

So sehen die nächsten Schritte im Südharz aus:

Bei sechs Enthaltungen wurde Verwaltung beauftragt, eine Absichtserklärung zwischen Bad Sachsa und Czerwionka-Leszczyny, „mit dem Ziel, günstige kommunalpolitische Voraussetzungen für eine kontinuierliche und effektive Zusammenarbeit zu schaffen, vorzubereiten“, wie es in der Vorlage heißt. Zudem soll ein Arbeitskreis gegründet werden, bei dem gezielt die Bevölkerung eingebunden wird.

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