Braunschweig. Sketchwalk? Sein oder Lichtschein? Was Braunschweiger Kreative sich fürs Lichtparcours-Begleitprogramm einfallen lassen.

Der Lichtparcours bringt wieder Sinnlichkeit in die Stadt und die Braunschweiger auf die Beine. Seit dem 15. Juni leuchtet und schimmert, glitzert und flackert es auf und an der Oker, unter Brücken und an Teichen. Die sechste Auflage des künstlerischen Ereignisses unter freiem Himmel setzt sich mit den Ambivalenzen des Lichts auseinander, mit seinen Wirkungen auf Mensch und Umwelt. Er dreht sich um Wahrnehmung, Nachhaltigkeit und Ressourcenschonung und setzt damit die Stadt in ein neues und manchmal auch irritierendes Licht.

Der Braunschweiger Lichtparcours dauert bis zum 6. Oktober

Rund um die viermonatige Ausstellung (Ende ist am 6. Oktober) hat die Kulturverwaltung auch diesmal ein facettenreiches Begleitprogramm zusammengestellt. Dabei sind wieder etliche Braunschweiger Kreative, die sich auf ihre Art mit dem Parcours auseinandersetzen. Die Künstlerin Roberta Bergmann zum Beispiel bietet zeichnerische Rundgänge (sogenannte Sketchwalks) an. Sie hat Illustration und Zeichnen an der HBK Braunschweig studiert und freut sich, dass der Lichtparcours die Leute vom Sofa holt, ins Grüne lockt und mit Kunst konfrontiert.

„Im Alltag bemerkt man normalerweise nicht, dass es Menschen gibt wie die Lichtparcours-Künstler, Menschen, die sich auf kreative Art und Weise mit ihrer Umwelt auseinandersetzen“, meinte sie bei ihrem ersten Sketchwalk-Einsatz am vergangenen Sonntag. Nie zuvor sei der Lichtparcours so politisch und gesellschaftlich relevant gewesen, wie der jetzige.

Schauspieler Andreas Jäger vor den beiden Schwänen der Installation „Slow Swan Social Club“ auf dem Portikus-Teich.
Schauspieler Andreas Jäger vor den beiden Schwänen der Installation „Slow Swan Social Club“ auf dem Portikus-Teich. © FMN | Ann Claire Richter

Spaziergang und Workshop rund um Braunschweigs Lichtparcours

Jürgen Pluschke derweil bietet Fotowalks an. Die Kombination aus Lichtkunst und Gewässer biete einzigartige Motive, meint er. Der Fotograf übt mit den Teilnehmern unter anderem Langzeitbelichtungen. Sein Workshop ist geeignet für Anfänger bis Fortgeschrittene. Die Nachtmalerin Silke Silkeborg aus Hamburg hingegen wird bei ihren Spaziergängen in der Dunkelheit das Licht im Spannungsfeld von Schönheit und Bedrohung betrachten und aus ihren Journalen von Glühwürmchen und Meeresleuchten lesen.

Jens Pecho hat am Braunschweiger Löwenwall für den Lichtparcours 2024 das Objekt
Jens Pecho hat am Braunschweiger Löwenwall für den Lichtparcours 2024 das Objekt "Great Tits Mobbing Phallic Landmark" verwirklicht. © Ann Claire | ANN CLAIRE RICHTER

Der Braunschweiger Schauspieler Andreas Jäger indes hat sich auch zum sechsten Braunschweiger Lichtparcours wieder einen besonderen Spaziergang ausgedacht. Unter dem Titel „Sein oder Lichtschein“ wird er mit seinen Gästen zu fünf ausgewählten Lichtkunstobjekten gehen und der Frage nachspüren: „Was will uns der Künstler damit sagen?“. Jäger hinterfragt auf launige Art die Wirkung der Kunstwerke auf den Betrachter. Am Ende der Tour überrascht er die Gäste mit einem ganz eigenen, exklusiv für diese Tour gestalteten Lichtkunstobjekt, bei dem den Teilnehmern dann ein Licht aufgeht und sie selbst zu Lichtkünstlern werden.

Der Lichtparcours funktioniert bei manchen Kunstwerken auch bei Tag: Hier der
Der Lichtparcours funktioniert bei manchen Kunstwerken auch bei Tag: Hier der "Slow Swan Social Club" auf dem Portikus-Teich im Braunschweiger Bürgerpark. Die beiden Schwäne sind wie Königskinder: Sie finden nicht zusammen.   © Ann Claire | ANN CLAIRE RICHTER

Franziska Pester will in einem ihrer zahlreichen Workshops mit den Teilnehmern kleine reflektierende Objekte herstellen und herausfinden, wie sich Oberflächen in verschiedenen Lichtern der Stadt verhalten; Susanne Maierhöfer, Kathrin Reinhardt und Ronald Schober werden sich in einer szenischen Lesung einen literarischen Schlagabtausch um die Gunst des Herrn der Blauen Stunde liefern und Texte von der Antike bis zur Gegenwart lesen.

Lichtparcours in Braunschweig: Führungen gibt es auch auf Arabisch und Ukrainisch

Es gibt Führungen zu Fuß und oder mit dem Segway, für Fahrradfahrer und Kinder, auf Türkisch, Kurdisch, Ukrainisch und Arabisch. Die Floßstation und OkerTour bieten tägliche Fahrten an und zeigen den Parcours aus der Perspektive des Wassers. Mit dem Floß kommen die Betrachter den Kunstwerken ganz nahe.

Jan Philip Scheibe hat für den Braunschweiger Lichtparcours die Installation
Jan Philip Scheibe hat für den Braunschweiger Lichtparcours die Installation "Rotlicht" geschaffen. Sie verweist auf das nahe gelegene Rotlichtviertel.  © Ann Claire | ANN CLAIRE RICHTER

Der Lichtparcours inspiriert auch zahlreiche Musiker. So wird das Braunschweiger Saxofonensemble „Saxess“ sein aktuelles Programm „Sonne, Mond und Sterne“ mit Jazz- und Swingklassikern, Blues, Tango und Klassik präsentieren. Nick Noah und Kroner werden den Schauspieler Andreas Jäger beim Programm „Der Letzte macht das Licht aus“ begleiten.

Lichtparours in Braunschweig: Die drei Torhäuser öffnen ihre Gärten für Verschnaufpausen

Und da die Wege zu den Objekten mitunter lang und kräftezehrend sind, haben die drei Torhäuser an der Okerumflut für Pausen zwischendurch oder nach einer Lichtparcours-Tour ihre Gärten geöffnet: Das Museum für Photographie, das Kunsthaus BBK und der Bund Deutscher Architektinnen und Architekten bieten dort Möglichkeiten, bei kühlen Getränken zu verweilen und sich das jeweilige Veranstaltungsprogramm anzuschauen. Der Lichtparcours, so betont die Kulturverwaltung, sei mehr als eine Kunstausstellung im öffentlichen Raum. Er biete viele Möglichkeiten für Zusammenkünfte sowie Orte zum Verweilen. 

Alle Termine des Begleitprogramms hat die Stadt in einer kostenlosen Broschüre zusammengefasst, die unter anderem in der Touristinfo, Kleine Burg 14, zu haben ist. Weitere Infos zu den Kunstwerken und dem Programm gibt es im Internet unter www.lichtparcours.de.

Mehr wichtige Nachrichten aus Braunschweig lesen:

Täglich wissen, was in Braunschweig passiert: