Berlin. Immer mehr Staaten erkennen Palästina offiziell an. Doch gibt es das Land überhaupt? Die Geschichte des Gebiets – einfach erklärt.

  • Gibt es ein Land Palästina? Immer mehr Staaten beantworten diese Frage mit Ja
  • Deutschland erkennt keinen palästinensischen Staat an
  • Darum ist umstritten, ob es diesen gibt

Die Zwei-Staaten-Lösung sollte eigentlich Frieden in den Nahen Osten bringen. Ein Land für Israelis, ein Land für Palästinenser. Doch während Israel seit langem offiziell existiert und von den meisten anderen Ländern anerkannt wird, ist die Situation in Palästina schwierig.

Im Zuge des Kriegs im Gazastreifen haben sich zuletzt aber immer mehr Länder dazu entschieden, einen palästinensischen Staat anzuerkennen. Deutschland gehört nicht dazu – unterhält allerdings diplomatische Beziehungen zu den Vertretern der Palästinensischen Autonomiebehörde. Ob es Palästina gibt, bleibt dennoch umstritten. Das sind die Hintergründe.

Immer mehr Länder erkennen Palästina als Staat an. (Stand: 29. Mai 2024)
Immer mehr Länder erkennen Palästina als Staat an. (Stand: 29. Mai 2024) © DPA Images | dpa-infografik GmbH

Wo liegt Palästina?

Die Bezeichnung Palästina meint zunächst ein vorderasiatisches, an der Südostküste des Mittelmeeres gelegenes Gebiet, das das Staatsgebiet Israels, Jordaniens sowie die seit 1967 von Israel besetzten Palästinensergebiete (Westjordanland einschließlich Ostjerusalem sowie Gazastreifen) einschließt. Das historische Palästina ist noch weiter gefasst: Teile Syriens und des Libanons kommen hinzu. Das Gebiet gehörte bis 1918 vier Jahrhunderte lang zum Osmanischen Reich.

Ein Blick in die Vergangenheit: Nach dem Ersten Weltkrieg (1914–1918) wurde Palästina von britischen Truppen erobert und zu einem Mandatsgebiet Großbritanniens. Das sorgte allerdings nicht für eine Befriedung der jüdisch-palästinensischen Spannungen vor Ort – ganz im Gegenteil. In den folgenden Jahren kamen immer mehr Juden aus europäischen Ländern, in denen sie der Verfolgung ausgesetzt waren, in die Region und trafen auf die Palästinenser. Der jüdische Bevölkerungsanteil stieg bis 1945 auf rund 30 Prozent.

Nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs wurde es noch komplizierter. Im November 1947 beschlossen die Vereinten Nationen, Palästina in einen arabischen (rund 43 Prozent der Fläche) und einen jüdischen Staat (56 Prozent) aufzuteilen, wobei Jerusalem unter internationaler Verwaltung stehen sollte. Im Teilungsplan wurde auch beschlossen, dass das britische Mandat für Palästina spätestens am 1. August 1948 beendet werden sollte. Bereits im Mai 1948 zogen die letzten britischen Truppen ab, und der Staat Israel wurde gegründet. Ägypten, Transjordanien, Syrien, Libanon und der Irak griffen Israel noch am selben Tag an. Hunderttausende Araber wurden während der Auseinandersetzungen aus Israel vertrieben.

Palästina und Israel: Jahrzehnte mit Kriegen

Jahrzehnte voller Kriege prägen seitdem die Region: auf den Unabhängigkeitskrieg von 1948 folgten die Suezkrise von 1956, der Sechstagekrieg von 1967, der Jom-Kippur-Krieg von 1973, der Libanonkrieg von 1982/83 und die beiden Intifadas (Intifada = arabisch für „Abschüttlung“).

Mahmud Abbas ist bereits seit Januar 2005 Präsident der Palästinensischen Autonomiegebiete.
Mahmud Abbas ist bereits seit Januar 2005 Präsident der Palästinensischen Autonomiegebiete. © Alex Brandon/Pool AP/dpa | Unbekannt

Die erste Intifada, die im Dezember 1987 begonnen hatte, endete 1993 mit der Unterzeichnung des Osloer Abkommens. Dessen Problem: Viele Fragen blieben unbeantwortet. Zum Beispiel diese: Was passiert mit den jüdischen Siedlungen in palästinensischen Gebieten? Was mit den palästinensischen Flüchtlingen? Was mit Jerusalem? Übrigens: Diese Fragen sind bis heute nicht geklärt.

Zweite Intifada: Radikale Palästinenser verüben Selbstmordanschläge

Die zweite Intifada startete im September 2000. Sie war durch eine hohe Anzahl von Selbstmordanschlägen in Israel gekennzeichnet, zu denen radikale Palästinenser bereit waren. Erst am 8. März 2005 verkündeten der israelische Ministerpräsident Ariel Scharon und der palästinensische Präsident Mahmud Abbas eine Waffenruhe.

Hauptstadt Inside von Jörg Quoos, Chefredakteur der FUNKE Zentralredaktion

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Bereits am 15. November 1988 hatte die Palästinensische Befreiungsorganisation (PLO) in Algier den Staat der Palästinenser ausgerufen – mehr ein symbolischer Akt. Die PLO bekam schließlich erst im November 2012 den Beobachterstatus („Non-Member Observer State Status“) als Staat Palästina bei den Vereinten Nationen.

Inzwischen erkennt eine Mehrheit der UN-Mitglieder (145 von 193, Stand: 29. Mai 2024) den Staat Palästina an. Umstritten ist jedoch, welche Gebiete er umfasst – Teile der Region werden von Israel kontrolliert oder beansprucht. Zudem gibt es keine Regierung, die für Gesamt-Palästina spricht. In Teilen – vor allem im Gazastreifen – sind kaum staatliche Strukturen vorhanden.