Düsseldorf. Nach dem 0:1 gegen Frankreich kritisieren die Österreicher den Schiedsrichter und das Verhalten von Superstar Kylian Mbappé.

Patrick Pentz hatte sich in unmittelbarer Nähe des Tatorts aufgehalten, er hatte besten Blick auf das Geschehen und so wurde der Torhüter der österreichischen Nationalmannschaft kurz nach Mitternacht am ganz frühen Dienstagmorgen in den Katakomben des Düsseldorfer Stadions gewissermaßen als Kronzeuge einvernommen. „Sein Gesicht war voller Blut“, berichtete Pentz über jene Szene aus den Schlussminuten, die in den kommenden Tagen noch für Gesprächsstoff sorgen wird, weil sie über das Europameisterschaftsspiel in Düsseldorf, über den 1:0 (1:0)-Sieg von Frankreich gegen Österreich hinauswirken dürfte.

Kylian Mbappé, wie erwartet der prägende Spieler in der Offensive des Turnierfavoriten, war beim Kopfballduell mit dem Gesicht heftig auf die Schulter seines Bewachers Kevin Danso geprallt und dann liegengeblieben, mit heftig blutender Nase. Das sah nicht gut aus, und im Laufe der Nacht sickerte aus dem Umfeld des Topstürmers durch: Nasenbeinbruch, weshalb unter den Franzosen sofort großes Bangen um den Torriecher der Nation einsetzte. Mbappé wurde laut L‘Équipe per Krankenwagen in die Universitätsklinik Düsseldorf gebracht, wo über eine mögliche Operation entschieden werden sollte.

Die folgenreiche Kollision: Kylian Mbappé kollidiert mit Österreichs Abwehrspieler Kevin Danso.
Die folgenreiche Kollision: Kylian Mbappé kollidiert mit Österreichs Abwehrspieler Kevin Danso. © AFP | KENZO TRIBOUILLARD

Pentz hatte nicht nur den Unfall aus nächster Nähe verfolgt, er hatte auch den Schiedsrichter gestenreich darauf aufmerksam gemacht, dass hier ein wenig mehr vorgefallen war als ein handelsüblicher Zweikampf. „Da wollte ich eine Fair-Play-Haltung an den Tag legen“, sagte der österreichische Torhüter und konnte sich dann eine kleine Spitze gegen Mbappé nicht verkneifen: „Nicht so wie er.“

Kylian Mbappé sah nach seiner Verletzung noch die Gelbe Karte

Mbappé nämlich wurde außen behandelt, Trainer Didier Deschamps wollte auswechseln, Schiedsrichter Jesus Gil Manzano aber ließ das nicht sofort zu – weshalb sich Mbappé zurück aufs Feld schleppte, nur um dort sofort wieder zu Boden zu gehen. Dafür gab es die Gelbe Karte, aber immerhin auch die Chance für die Franzosen, einen neuen Stürmer zu bringen. „Der Wahnsinn, solche Szenen will man bei einem großen Turnier eigentlich nicht sehen“, schimpfte Pentz.

DFB-Team: Die aktuellsten News zur deutschen Nationalmannschaft

Wenig begeistert waren der Torhüter und seine Kollegen auch vom Auftritt des spanischen Schiedsrichters, der recht kleinlich gepfiffen, viele Gelbe Karten verteilt hatte – und seltsamerweise auf Abstoß entschied, nachdem Frankreichs Torhüter Mike Maignan den Ball bei Christoph Baumgartners Megachance recht offensichtlich am Tor vorbei lenkte (36.) Nicht unmittelbar danach, aber immerhin wenig später fiel das Tor des Tages, als Maximilian Wöber ins eigene Tor köpfte – natürlich nach Flanke von Kylian Mbappé (38.).

 Österreicher schimpfen über Schiedsrichter Jesis Gil Manzano

„Auf jeden Fall“, antwortete Pentz auf die Frage, ob der Schiedsrichter zu kleinlich gewesen sei. „Bei so einem Turnier, wo es nach zwei Gelben Karten eine Sperre gibt, kann man schon cleverer entscheiden. Die Linie war nicht akzeptabel.“ Auch Florian Grillitsch schimpfte: „Es hat jeder gesehen, dass jede 50:50-Entscheidung gegen uns ausfiel.“

Österreichs Kapitän Marcel Sabitzer diskutiert mit Schiedsrichter Jesus Gil Manzano.
Österreichs Kapitän Marcel Sabitzer diskutiert mit Schiedsrichter Jesus Gil Manzano. © Ralf Ibing / firo Sportphoto | Ralf Ibing

Schiedsrichter Gil Manzano hatte in diesem Jahr bereits einmal für heftigen Wirbel in Spanien gesorgt: Anfang März pfiff er das Ligaspiel zwischen Valencia und Real Madrid (2:2) ab, unmittelbar bevor Brahim Diaz in der 99. Minute eine Flanke schlug und Jude Bellingham ins Tor traf – und der englische Jungstar sah sogar noch die Rote Karte, weil er danach zu heftig reklamierte.