Osterode am Harz. Wo enden Harz und Harzvorland? Wer entscheidet, wo der Südharz verläuft? Und liegt Rhumspringe noch am Harz? Unübersichtlich ist die Lage, findet Kevin Kulke.

Der Harz ist schön, das weiß jeder: Touristen, Hexen, Wölfe, Luchse und sogar die meisten Einwohner. Es tummelt sich, zwischen Seesen und Sangerhausen: Jeder will dazugehören, auch so manche Gemeinde, die eher ab vom Schuss liegt. Das führt zu Diskussionen, auch bei uns in der Redaktion. Aktuell bewerben sich Städte und Dörfer rund um Deutschlands schönstes Mittelgebirge (Come at me, Thüringer Wald!) für die Harz-Version des beliebten Brettspiels „Monopoly“. Darunter auch illustre Städtchen wie Hann. Münden oder Rhumspringe.

Absurd, wie meine Kollegin Melina Debbeler befand. Rhumspringe liegt doch nicht am Harz. Wo kommen wir hin, wenn so Flachlandlümmel sich jetzt auch noch waschechte Harzer schimpfen dürfen? Doch Sportkollege Robert Koch wirft sofort ein: Die Grenzziehung in dieser Ecke ist durchaus unübersichtlich, was auch an der Grenze zwischen Ost und West, katholischem Eichsfeld und preußischem Königreich Hannover liegen mag. Denn die Rhumequelle selbst gehört technisch zu Pöhlde. Und im sogar weiter entfernten Zwinge hat man sich trotzig „Südharz“ auf das hölzerne Schild am Ortseingang gepinselt.

Südharz, Westharz, Ostharz, Oberharz – ja, was stimmt denn nun?

Doch da enden die Unklarheiten noch lange nicht. Bei „Südharz“ zuckt der Kollege Thorsten Berthold aus Bad Sachsa – auch weil der Begriff im nahen Thüringen und Sachsen-Anhalt ganz anders verstanden wird. Von Osterode aus gesehen ist das aber schlicht der Ostharz. Und apropos Osterode: Die Entscheidung beim Harz Kurier, die Seiten für Osterode und Herzberg als „Westharz“ zusammenzufassen, hat in Eisdorf und Windhausen zu Unmut geführt. Denn auch, wenn die Dörfer zur Gemeinde Bad Grund gehören, fühlen sie sich als Westharzer – und nicht als Oberharzer.

Kompliziert ist es und kompliziert wird es bleiben. Das ist das Los einer Region, die gefühlt mehr Grenzen hat als gesunde Fichtenschonungen. Doch irgendwo muss man sie eben ziehen, diese Grenzen. Zum Beispiel bei so Späßen, wie man sie sich bei der Landkreisverwaltung in Göttingen erlaubt: Auf den Fluren des Kreishauses hängt doch tatsächlich ein fiktives Ortsschild: „Göttingen am Harz“, prangt darauf. Irgendwo hört der Spaß mal auf.

Mehr aktuelle News aus der Region Osterode, Harz und Göttingen:

Unsere neue App: Mit HK News bleiben Sie stets schnell und bequem informiert. Jetzt herunterladen für Android und Apple.