Herzberg. Am Dienstag wurde das Aus für die Geburtsstation bekannt. Eine Petition will das Angebot retten. Wie man mitmachen kann.

Am Dienstag hat der Geschäftsführer der Helios-Klinik Herzberg/Osterode, Johannes Richter, in einer Pressemitteilung verkündet, dass am Herzberger Krankenhaus die Geburtshilfe sowie die Gynäkologie zum 30. September 2024 schließen werden.

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Die Nachricht schlug ein wie eine Bombe - schnell äußerten sich hunderte Nutzer der sozialen Medien kritisch. Auch aus der Lokalpolitik kam Unmut. So macht sich der Herzberger Bürgermeister Christopher Wagner Sorgen um den Standort Herzberg für junge Familien.

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Diese haben es in der Region nicht leicht: Schon vor einigen Jahren kam die Entscheidung, dass der ärztliche Kindernotdienst, den es noch vor wenigen Jahren auch im Altkreis Osterode gab, komplett nach Göttingen abwandern wird.

In Herzberg: Petition für den Erhalt der Geburtsstation gestartet

Nun schließt auch die Geburtsstation inklusive Gynäkologie am Krankenhaus Herzberg. Der Herzberger Jan Retzlaff will das nicht kommentarlos hinnehmen. Er hat bereits am Dienstagnachmittag eine Petition gestartet. „Geburtsstation Herzberg am Harz erhalten“ lautet diese. Die Petition richtet sich an die Klinikgeschäftsführung.

Im Text dazu heißt es: „Wir fordern: keine Schließung der Geburtshilfe und Gynäkologie in der Helios Klinik Herzberg/Osterode.“ Weiter: „Das darf nicht sein! Das nächste Klinikum mit Geburtsstation ist über 20 Kilometer weit entfernt! Für werdende Eltern eine Unzumutbarkeit bis zu 35 Kilometer nach Göttingen, Northeim zu fahren, mit einer werdenden Mutter! Die Versorgung muss sichergestellt sein für unser Einzugsgebiet, ohne dass man bis zu 45 Minuten mit einer werdenden Mutter Auto fahren muss!“

„Die Versorgung muss sichergestellt sein für unser Einzugsgebiet, ohne dass man bis zu 45 Minuten mit einer werdenden Mutter Auto fahren muss!“

Jan Retzlaff aus Herzberg in seiner Petition für den Erhalt der Geburtsstation

Der Harz Kurier erreicht Jan Retzlaff am Telefon. Von der Entscheidung der Klinikleitung sind er und seine Frau unmittelbar betroffen: Im September erwarten die Eltern ihr drittes Kind. Jan Retzlaffs Frau möchte das eigentlich in Herzberg zur Welt bringen. Doch ob sich der Wunsch erfüllt, steht nun in den Sternen.

„Wir sind fassungslos und entsetzt“, sagt Jan Retzlaff. Er habe kurz nach der Entscheidung auch Kontakt zu den Hebammen in Herzberg gehabt, um zu erfahren, wie er und seine Frau sich nun verhalten sollen. „Die Hebamme hat am Telefon geweint“, erzählt er. Hebamme - das sei eben kein Beruf, sondern Berufung, meint der werdende Vater, der, ebenso wie seine Frau, die Geburtsstation in Herzberg in höchsten Tönen lobt.

Krankenhaus Herzberg: Schließung nicht einfach hinnehmen

Daher musste er handeln, wie er sagt: „Das kann man einfach nicht dulden, da muss man öffentlich eine Meinung zu haben“, findet der Herzberger. „Der ländliche Raum und die gesundheitliche Versorgung vor Ort hier dürfen nicht leiden.“

„Das kann man einfach nicht dulden, da muss man öffentlich eine Meinung zu haben.“

Jan Retzlaff aus Herzberg zu den Gründen für seine Petition

Jan Retzlaff hätte nicht erwartet, dass seine Petition so schnell so viele Unterstützer findet. Offenbar trifft der Herzberger einen Nerv. „Mein Ziel ist es auch vor allem, die Menschen zu erreichen“, erklärt er dann. Die Petition richte sich zwar an die Geschäftsführung, am Ende werde sie auch übergeben, doch fürchtet der Vater, dass auch das die Geschäftsführung des Krankenhauses nicht umstimmen kann. Dennoch sagt er: „So eine Station und so ein Angebot gehören einfach hierher, bei dem Einzugsgebiet.“

Ratlose werdende Eltern in Herzberg: Was sollen sie tun?

„Die gesundheitliche Versorgung für Kinder und Mütter ist hier in der Region einfach nicht mehr gegeben.“

Jan Retzlaff aus Herzberg

Und dann fragt er, ganz praktisch: „Was sollen wir denn tun, wenn es dann losgeht und die Wehen kommen? Als werdender Vater ist man da enorm im Stress, man muss sich um die schwangere Frau kümmern, da soll man noch in Ruhe mit dem Auto vielleicht nachts bis nach Göttingen oder Nordhausen fahren? Die Unfallgefahr ist dabei hoch, weil alle unter enormem Stress stehen.“ Der werdende Vater macht sich reale Sorgen und stellt dann am Ende fest: „Die gesundheitliche Versorgung für Kinder und Mütter ist hier in der Region einfach nicht mehr gegeben.“

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