Wieda. Überraschende Wende in Wieda: Traditionsreiches Café mit Bäckerei steht zweimal in zwei Jahren vor dem Aus, aber ein Neustart wird vorbereitet.

Es gehört fest zum Ortsbild des kleinen Dorfes Wieda im Südharz: das Café Wiedatal. Seit dem Jahr 1957 beherbergt das Gebäude in der Otto-Haberlandt-Straße 54 eine Backstube nebst dem namensgebenden Café.  Die Frage, ob es Brot, Brötchen, Zeitungen und vieles mehr geben wird, hat in den vergangenen zwei Jahren mehrfach Diskussionen ausgelöst. Jetzt ist es erneut ein Schicksalsschlag, der die bisherige Pächterin Katarzyna Remiszewska und ihren Mann zur Aufgabe zwingt. Ein Schritt, den beide sehr bedauern - aber sie haben dennoch gute Nachrichten zur Zukunft des Treffpunktes für Einwohner und Urlauber in Wieda.

Einwohner, Pendler und Urlauber werden im Café in Wieda versorgt

Anderthalb Jahre versorgt Katarzyna Remiszewska Einwohner, Pendler, Berufstätige und Urlauber bereits morgens mit Kaffee bzw. mit Kuchen am Nachmittag. Vor allem am Wochenende zelebrierten Stammgäste das gemeinsame Frühstück vor Ort regelrecht. Doch die Pächterin ist seit geraumer Zeit schwer erkrankt. Aus diesem Grund war das Café bereits Anfang des Jahres 2024 für einige Wochen geschlossen, doch aufgeben war für sie damals keine Option. Mit einer kleinen Party wurde die Wiedereröffnung in Wieda gefeiert, doch die Krankheit fordert jetzt ihren Tribut.

„Mein Arzt hat mir erklärt, dass ich die Kraft brauche, um gesund zu werden und nicht, um im Laden zu arbeiten - auch wenn ich es gern mache.“

Katarzyna Remiszewska

„Es fällt uns schwer, diesen Weg gehen zu müssen, weil die Kontakte, die wir in dieser Zeit geknüpft haben, sehr wertvoll für uns geworden sind. Und die Arbeit hat auch richtig Spaß gemacht“, betont sie ausdrücklich. Doch die körperliche Belastung sei zu hoch. „Mein Arzt hat mir erklärt, dass ich die Kraft brauche, um gesund zu werden und nicht, um im Laden zu arbeiten - auch wenn ich es gern mache.“ Und die Arbeit dort ist größer, wie mancher vermutet. „Es ist nicht nur das Verkaufen, was die Kunden sehen. Es hängt viel mehr daran im Hintergrund, am Ende ist es ein 24-Stunden-Job“, beschreibt sie. Doch bald muss sie zu einer Reha-Maßnahme, mindestens vier Wochen hätte sie das Café dafür schließen müssen. „Das wäre einfach zu lang für alle - für Kunden, wie für uns.“

Katarzyna Remiszewska und Roland Müller (stehend) mit einigen Gästen, die die Übergabe des Cafés an Silvester 2022 feierten. 
Katarzyna Remiszewska und Roland Müller (stehend) mit einigen Gästen, die die Übergabe des Cafés an Silvester 2022 feierten.  © HK | Thorsten Berthold

Glücklich sind Katarzyna Remiszewska und ihr Mann, aber wohl auch die Stammgäste im Südharz, dass sich die Suche nach einer Nachfolge nicht so schwierig gestaltete wie beim letzten Mal. Bereits Mitte Juli wird ihre Nachfolgerin das Geschäft in Wieda übernehmen. „Es war mein Ziel, dass das Geschäft generell erhalten bleibt und dass es möglichst auch einen fließenden Übergang gibt“ - beides hat geklappt. Ihre Nachfolgerin ist dabei keine Unbekannte - sondern eine ehemalige Kundin aus der Zeit, als die Wiedaerin noch ein Nagelstudio betrieb. „Sie hatte meinen Facebook-Post gesehen und eigentlich gedacht, dass ich nur eine Aushilfe brauche - und nicht eine Nachfolgerin.“ Doch bereits nach dem ersten Treffen stand für beide Seiten fest - die Übernahme ist gesichert.

Empfohlener externer Inhalt
An dieser Stelle befindet sich ein externer Inhalt von Facebook, der von unserer Redaktion empfohlen wird. Er ergänzt den Artikel und kann mit einem Klick angezeigt und wieder ausgeblendet werden.
Externer Inhalt
Ich bin damit einverstanden, dass mir dieser externe Inhalt angezeigt wird. Es können dabei personenbezogene Daten an den Anbieter des Inhalts und Drittdienste übermittelt werden. Mehr dazu in unserer Datenschutzerklärung

Zu Zeiten ihrer Übernahme war das anders. Denn im Jahr 2022 war lange Zeit nicht klar, ob das Café Wiedatal eine Zukunft hat. Ihr Vorgänger Roland Müller hatte - nachdem er viele Jahre lang 70-Stunden-Wochen absolviert hatte, früh erklärt, zum 31. Dezember 2022 sein Engagement zu beenden.

Suche nach einem Nachfolger wird im Jahr 2022 im Südharz zum Martyrium

Über Wochen und Monate hatte er damals auf verschiedenste Weise versucht, die Nachfolge für den Betrieb zu regeln, denn bereits seit dem Jahr 1957 beherbergt das Gebäude in der Otto-Haberlandt-Straße 54 das Geschäft – und das sollte auch so bleiben. Doch die Suche gestaltete sich lange Zeit schwierig und gleichermaßen erfolglos. Über Anzeigen im Harz Kurier und den Artikel der Redaktion vom 1. November 2022 wurde Katarzyna Remiszewska auf das Thema aufmerksam. Für sie war sofort klar, dass dieses Geschäft für die Einwohner und Gäste in Wieda erhalten werden muss.

Das Team der Tourist-Info Walkenried mit Bürgermeister Lars Deiters und Katarzyna Remiszewska vom Café Wiedatal vor Infomaterial. Seit August 2023 erhalten Urlauber und Gäste im Geschäft Informationen und auch kleine Andenken.
Das Team der Tourist-Info Walkenried mit Bürgermeister Lars Deiters und Katarzyna Remiszewska vom Café Wiedatal vor Infomaterial. Seit August 2023 erhalten Urlauber und Gäste im Geschäft Informationen und auch kleine Andenken. © FMN | Thorsten Berthold

Aber nicht nur das: Sie baute das Angebot weiter aus, sodass auch ein Info-Point für Urlauber der Tourist-Information aus Walkenried in das Geschäft integriert wurde. „Die wird auch weiterhin erhalten bleiben“, betont Katarzyna Remiszewska. „Es sollen auch neue Angebote hinzukommen - und die Öffnungszeiten auch wieder generell auf den Nachmittag an allen Tagen erweitert werden.“

Wie aber geht es für die scheidende Pächterin weiter? Zunächst einmal betont sie, dass entgegen manchem Gerücht im Dorf sie weiterhin in Wieda wohnen wird. „Wir werden auch als Aushilfe ab und an im Café mitarbeiten.“ Aber nicht nur das: Ihre selbstgebackenen Torten, die in den anderthalb Jahren viele Fans gewonnen haben, wird es weiter geben. „DIe backe ich gerne, das ist keine große Arbeit und macht mir Spaß.“ Doch für Katarzyna Remiszewska geht es eben auch darum, gesund zu werden, ihre Reha zu absolvieren, die Krankheit zu besiegen.

Weitere interessante Artikel aus Wieda und dem Südharz:

Unsere neue App: Mit HK News bleiben Sie stets schnell und bequem informiert. Jetzt herunterladen für Android und Apple.